Helikopter schweb über Hafenbecken

© Arnd Hartmann

Die NHC-Piloten haben bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 40 Menschen gerettet. Am Wochenende sind sie im Kaiserhafen bei „Bremerhaven übt“ im Einsatz.

Die Retter von der Ahrtal-Katastrophe üben im Kaiserhafen

Mit 100 Fahrzeugen und 450 Helfern hat am Wochenende bislang die größte Bremerhavener Katastrophenschutz-Übung stattgefunden.

Tornados, Blut und rettende Engel

Bei Bremerhavens bislang größter Katastrophen-Übung zeigen viele Freiwillige, was sie können

Sie müssen den Menschen wie Engel vorgekommen sein, die vom Himmel steigen. 40 Opfer haben die NHC-Piloten bei der Flutkatastrophe im Ahrtal aus größter Not gerettet. Wie gut sie den Helikopter beherrschen, zeigen sie ein Jahr später im Kaiserhafen.

Die Airbus H155 macht einen Höllenlärm, während die Piloten sie über dem Hafenbecken zwischen Lloyd Werft und ABC-Halbinsel schweben lassen. Ein Helfer wird abgeseilt, der das Opfer im Wasser packt. Mit der Seilwinde gelangen beide an Bord. Die Piloten von NHC Northern Helicopter haben Katastrophen-Erfahrung. Die meisten anderen Helfer, die am Wochenende bei der Übung in Bremerhaven im Einsatz sind, hoffen, dass sie so etwas niemals in der Realität erleben müssen.

Beherrschen müssen sie diese schrecklichen Szenarien dennoch.

So lief die Großübung in Bremerhaven

Die Bremerhavener Feuerwehr organisiert eine mehrtägige Übung in Bremerhaven. Ziel ist die schnellstmöglich Rettungsaktion im Katastrophenfall. Da wird nichts dem Zufall überlassen.
Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun...
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun...
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann
Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun...
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Bei der Großübung in Bremerhaven hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Foto: Arnd Hartmann

Über 100 Fahrzeuge und 20 Boote sind im Einsatz

Dazu gibt es diese Großübung von einem Ausmaß, wie es das in Bremerhaven noch nicht gegeben hat. Über 100 Fahrzeuge sind im Hafen unterwegs, 20 Boote und 450 Helfer. Neben dem NHC-Hubschrauber zeigt auch ein „Sea Lynx“ der Bundeswehr aus Nordholz am ehemaligen Steuerstand der Nordschleuse, wie Verletzte vom Gebäudedach gerettet werden.

Iset Ferahan hat intensiv nachempfunden, wie es ist, blutend und verletzt in einem Auto zu liegen und vergeblich auf Hilfe zu warten. Zu sehen, wie die Helfer weitergehen und erst einmal andere Verletzte versorgen. „Du willst gerettet werden, aber es passiert nichts“, sagt sie. Das mulmige Gefühl, das sie dabei beschleicht, ist echt. Alles andere nicht. Das Blut im Gesicht ist aufgeschminkt, die Halswirbelfraktur mit Lähmung simuliert. Auch die kaputten Autos sind auf dem Bremenports-Gelände an der ehemaligen Drehbrücke drapiert.

Die Farbe Schwarz steht für den Tod

Simuliert wird hier ein zerstörtes Stadtviertel, durch das ein Tornado gerast ist. Mit vielen schreienden Verschütteten und Verletzten. Sehr realistisch ist allerdings die Aufgabe der Helfer: Jeder Mensch muss einsortiert werden: Wie schwer ist die Verletzung? Wer muss zuerst behandelt werden? Farbige Armbänder am Handgelenk der Opfer spiegeln den Grad der Verletzung wider. Die Farbe Schwarz steht dann für den Tod.

Um in der Verwüstung Überlebende schnell zu entdecken, ist „Nala“ eine große Hilfe. Die Australian-Shepherd-Hündin ist etwas aufgeregt angesichts des Lärms einer Großübung, bei der sie eine vermisste Person aufspüren sollte. „Aber sie hat ihre Aufgabe gelöst“, sagt Dieter Borch von der Rettungshunde-Staffel Bremerhaven.

Über 50 Freiwillige hatten sich gemeldet, um die Übung als Verletzte zu unterstützen, sagt Björn Engler vom DRK Bremerhaven. Sie kommen unter anderen von der Jugendfeuerwehr Bremerhaven oder von der DLRG Weyhe. „Sie sollen ihren Helfern nachher sagen, ob der Verletzten-Transport angemessen schonend war oder ob sie zu grob zugepackt hatten.“

Die Übung dient schließlich dazu, aus Fehlern zu lernen. Das Zusammenspiel von so vielen Spezialisten soll eingeübt werden, jeder soll sehen, wie der andere tickt, was er braucht. „Wir lernen die anderen kennen und sehen, was sie können“, sagt David Piesik von der Feuerwehr Bremerhaven, die diese Großübung mit 13 unterschiedlichen Organisationen leitet.

Statt einer großen Katastrophen-Lage werden 19 einzelne Szenarien geübt. Neben der Bergung mit dem Helikopter und die Versorgung von Menschen in einem verwüsteten Stadtteil gab es auch die Rettung von Menschen aus einem Auto, das im Hafenbecken liegt. In Bremerhaven kommt das leider nicht selten vor. Die Feuerwehr hat deshalb immer vier Taucher in Bereitschaft.

Die Übung wird von den Ehrenamtlichen bestritten

An der Westkaje im Kaiserhafen hat Feuerwehrmann Marc Schories seinen 367 PS starken Autokran aufgebockt und ein präpariertes Auto ins Wasser gelassen. Taucher wie Sebastian Sobota müssen ins trübe Wasser und eine Puppe herausholen. Schlechte Sicht, aber die Sicherheitsleine hat ein Telefonkabel für eine Sprechverbindung. Sobota ist kein Profi-Taucher. Er ist seit sechs Jahren bei der DLRG in Bremen-Nord und macht hier alles ehrenamtlich. Wie viele andere auch. Von den 450 Helfern sind nur 10 Prozent hauptamtliche Kräfte. „Die meisten sind ehrenamtlich im Einsatz“, sagt Piesik.

Anlass der Übung ist nicht die Ahrtal-Katastrophe oder die Pandemie-Krise. Bereits 2018 sei der Entschluss gefasst worden, den Katastrophenschutz zu überprüfen und neu aufzustellen. Die große Übung ist Bestandteil des Prozesses. „Es gibt keinen Bezug zu den Krisen“, sagt Piesik. Organisiert hat sie Mirko Lessmann von der Feuerwehr. Er ist zufrieden mit der Abstimmung der Kräfte und Verbände, „es läuft gut“, sagt er. Kleine Fehler passieren auch. Sie zu erkennen und abzustellen, sei die Aufgabe von „Bremerhaven übt“, so der offizielle Titel.

THW-Helfer kümmern sich um ein Unfallopfer.

© Arnd Hartmann

Die THW-Helfer kümmern sich um Verletzte, die den Tornado-Einschlag auf ein Stadtviertel überlebt haben.

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Erstellt:
08.10.2022, 17:03 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec

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