
Orte wie das Schweizer Käselager (Tür links) im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen.
© Lothar Scheschonka
Fünf Dinge, die ihr noch nicht über das Klimahaus wusstet: Auch wer als Besucher der Ausstellung die Reise auf dem achten Längengrad um die Welt gut kennt, dürfte staunen, was ihm bisher verborgen geblieben ist. Dabei geht es um versteckte Türen, giftige Tiere und eine neue Ausstellung.

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Diese Orte im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen. Raissa Seifert am Durchgang zum Verwaltungstrakt.
1) Verborgene Türen: Wer durch die Ausstellung schlendert, dem werden sie wahrscheinlich nie auffallen: Versteckte Türen. Die sind den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorbehalten, zum Beispiel im Café Südwärts (zwischen Kamerun und der Antarktis). Wer dort einen Kaffee trinkt, übersieht gerne die Tapetentür, fügt sie sich doch nahtlos in die Wandmalereien einer Eislandschaft ein. Hinter der Tür verbirgt sich das Marketingbüro. „Die Leute nehmen die Tür erst wahr, wenn wir sie öffnen“, sagt Mitarbeiterin Raissa Seifert und schmunzelt. Hinter dem Marketingbüro gelangt man über einen Flur in den internen Besprechungsraum, der aussieht, als sei er Teil der Ausstellung. Eine weitere verborgene Tür können Besucher beim Aufgang zum Gipfel im Themenbereich Schweiz entdecken – aktuell ist das Käselager dahinter aber leer. Weiter unten lest ihr über eine weitere versteckte Tür.

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Diese Orte im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen. Geruch in der Schweiz.
2) Geheimnisvolle Düfte: Wer die Reise im Klimahaus macht, sollte die nicht nur mit den Augen und Ohren, sondern vor allem auch mit der Nase machen. Schon beim Zutritt in den ersten Themenbereich Schweiz hängen an der Decke zwei der unscheinbaren Kästen – Duftspender. „Mit Kuhdung und Grasgeruch“, sagt Holger Bockholt vom Klimahaus und lacht. Natürlich ist das nicht der einzige Duftspender im Haus. Auch andere Länder lassen sich erschnüffeln. In Samoa strömt den Gästen Grillgeruch mit einer Orangennote in die Nase, in Kameruns Urwald ist es ein süßlicher Holzgeruch. Wonach es riecht, ist aber nicht in Stein gemeißelt. „Wir wechseln die Düfte von Zeit zu Zeit“, so Bockholt.

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Diese Orte im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen. So auch diese Jamaika-Schlankboas, die Mirko Grüger im Terrarium zeigt.
3) Exotische Tiere: Im Klimahaus lernt man nicht nur die Menschen kennen, die entlang des achten Längengrades leben: Auch Tiere spielen eine große Rolle. Aber das tun sie im Klimahaus auch außerhalb der offiziellen Reise. So gibt es eine Quarantänestation für Tiere, in die Gäste normalerweise nicht gelangen. Dabei ist sie extrem spannend: Zahlreiche exotische Tiere leben dort, die zum Beispiel vom Zoll sicher gestellt wurden. „Hier ist auch der Steinfisch zu Hause – der mit seinen giftigen Stacheln noch die Gefährlichkeit der Schlangen aus der Ausstellung übertrifft“, sagt Tierpfleger Mirko Krüger. Viele dieser Tiere sind nur zeitweise im Klimahaus.

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Manche Orte im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen. Diesen Wels in Kamerun schon.
4) Tiernamen:
Skorpion, Schlangen, Eidechsen, Koboldmakis und ein Krokodil: Alle Tiere im Klimahaus sind namenlos. Nur ein einziges hatte mal einen Namen: Der gelbe Kugelfisch Oskar in Samoa, der mittlerweile an Altersschwäche gestoben ist. Selbst der mächtige Wels in Kamerun wird nur „der Große“ genannt. Dabei wurde er extra bei einer Expedition in Kamerun gefangen und ist seit der Gründung des Klimahauses dort. Nicht nur der Fisch stammt also von einer echten Expedition, auch das Wasser im Becken von Samoa stammt ursprünglich aus dem Meer vor der Südseeinsel. Vielleicht fällt einem von euch ja auch ein Namen für ein Tier ein? Aber bitte nicht nur „Nemo“ für die Clownsfische.

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Manches im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen. So auch den technischen Leiter Holger Cerbjan.
5) Alles im Blick: Der Leitstand Technik ist das Reich von Holger Cerbjan. Von hier reguliert und überwacht er die Temperaturen und die Feuchtigkeit in den einzelnen Räumen des Klimahauses. Das Eis in der Antarktis zählt dabei zu den größten Herausforderungen, weil es ganz empfindlich auf Unterschiede bei Temperaturen und Luftfeuchte reagiert. Vor allem, wenn dort viele Besucher sind, wird’s knifflig. „Durch die ausgeatmete Feuchtigkeit wächst das Eis“, erklärt Cerbjan. Manchmal muss der Raum aber auch beschneit oder mit Wasser besprüht werden, um das Eis zu erhalten.
Damit Temperaturen wie Minus 18 Grad in der Antarktis oder tropische 35 Grad in Kamerun überhaupt möglich sind, befindet sich die gesamte Ausstellung in einem gedämmten Kubus. Auf seinem Dach – von außen nicht sichtbar – sind hin und wieder auch Techniker wie Matthias Schmidt unterwegs. „Hier lassen sich zum Beispiel die Raumlüftungsklappen an der Außenhaut öffnen“, berichtet er. Im Sommer sehe man es oft von außen, dass die oberen Klappen in der Außenhaut des Klimahauses geöffnet sind.

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Diese Orte im Klimahaus bekommt der Besucher normalerweise nicht zu sehen. Leerstehende Räume geben den Blick von unten in das Offshore-Center frei.
Extremwetterausstellung
Der vielleicht spannendste Raum. Hier sieht man zwar über drei Ebenen „nichts“. Die vorher hier beheimatete Ausstellung Elemente wurde 2012 geschlossen. Doch den leeren Ausstellungsbereich kann man von der Empfangshalle aus immer noch betreten. Derzeit sieht man dort viel kahlen Beton. Treppen umschließen die Fläche und winden sich kreisförmig nach oben. „Hier wird die Extremwetterausstellung einziehen“, verrät Mitarbeiterin Raissa Seifert. Ganz oben sieht man durch einen Gitterboden einen echten Helikopter im Offshore-Center – ein Simulator, in dem Gäste einen Flug zu einem Offshore-Windpark nachempfinden können. Was viele nicht wissen: Auch echte Piloten sind hier schon als Trainer im Einsatz gewesen.
Prominenz
Schon viele bedeutende Persönlichkeiten haben das Klimahaus besucht, darunter Altkanzlerin Angela Merkel, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Schauspieler Hannes Jaenicke, Sänger Bob Geldorf und Journalistin Auma Obama. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war 2018 zu Gast, zur Zeit der Fußball-WM in Russland. Das letzte Gruppenspiel der Nationalmannschaft gegen Südkorea wollte sich Steinmeier auf keinen Fall entgehen lassen. „Wir haben dann eine Leinwand aufgebaut und nach dem Rundgang hat der Bundespräsident mit dem Diplomatischen Corps hier Fußball geguckt“, berichtet Bockholt. Dass die Stimmung danach nicht mehr ganz so gut war, lag aber nicht am Klimahaus – die deutsche Elf schied aus.
Bezeichnung der Ebenen
Was auch nur Insider wissen: Die verschiedenen funktionalen Orte im Klimahaus werden intern danach benannt, wie hoch sie liegen. Zum Beispiel bedeutet Ebene 17.20, dass man aktuell 17,20 Meter über dem Meeresspiegel ist.
Dieser Beitrag wurde erstmals am 3. Februar 2022 veröffentlicht.