Gastronomen fordern Regenschutz für die Gäste im Schaufenster Fischereihafen

Gastronomen fordern Regenschutz für die Gäste im Schaufenster Fischereihafen

Das Schaufenster Fischereihafen ist eine touristische Perle. Die Lokale sind beliebt, auch draußen genießen viele das Ambiente. Bis es regnet. Vor den Lokalen stehen teilweise zerzauste Schirme, es tropft. Gemütlich ist das nicht. Nun gibt es Streit.

Zoff um Schirme vor Lokalen

Gäste des Schaufensters sollen vor Regen geschützt werden. Aber wer bezahlt?

Die Restaurants und Gaststätten im Schaufenster haben nur eine kleine überdachte Eingangszone mit ein, zwei Tischen direkt bei den Türen. Die meisten Gäste werden im davor liegenden Außenbereich bedient. Hier ist das Bild von Schirmen unterschiedlicher Bauart geprägt. Sie sind zu klein, um alle Plätze abzudecken. Sobald es regnet, wird es ungemütlich, und viele Gäste verlassen dann das Schaufenster, weiß Patrick Fiedler.

Regenschauer vertreiben die Besucher

Der Geschäftsführer von Fiedlers Fischmarkt und Restaurant berichtet von 61 Regentagen, die den Umsatz der Gastronomen schmälern. Gerade bei großen Veranstaltungen leert ein Regenguss komplett den Platz, die Gäste verschwinden. Unter den Gastronomen gibt es schon länger den Plan, an dieser Schwachstelle nachzubessern. Denn mit einer regenfesten, umfassenden Überdachung des Außenbereichs ließe sich dieses Potenzial nutzen.

Inzwischen gibt es ein konkretes Projekt: Eine frei stehende Pergola, die eine Fläche von 72 Metern Länge und 15 Meter Breite überspannt. Eine Pergola ist wie eine große Markise, die aber von im Boden verankerten Säulen gehalten wird, sagt Jürgen Hohnholt, der mit seinem Unternehmen Überdachungslösungen für die Gastronomie liefert. „Diese große Pergola besteht aus acht Segmenten, so dass jeder Gastronom selbst entscheiden kann, ob er die Überdachung schließt oder öffnet“, sagt er. Er beschreibt die Konstruktion als flaches Satteldachhaus, wobei die Bögen an die Takelage eines Segelschiffs erinnerten.

„Das ist nicht einladend“

So soll das große Durcheinander der Schirme beendet werden. „Die Schirme sind zum Teil heruntergekommen. Das wirkt nicht gemütlich, nicht einladend“, sagt Fiedler, gleichzeitig Geschäftsführer der Werbegemeinschaft im Schaufenster. Und sie überspannten auch nicht die ganze Fläche, zwischen den Lokalen gebe es so nicht genutzten Zwischenraum. Außerdem muss so ein Schirm wegen des Windes alle drei Jahre neu bespannt werden, sagt Fiedler. „Die Pergola hält 20 Jahre.“

Allerdings: Die Lösung ist teuer. Sie würde mit Tiefbauarbeiten und Entwässerung etwa bei rund 1,2 Millionen Euro liegen, sagt Hohnholt. Das Geld haben aber die Gastronomen nicht, sagt Fiedler und verweist auf Folgen der Coronakrise. Außerdem seien alle Gastronomen nur Mieter und scheuten eine so hohe Investition. Sie sehen die Vermieterin in der Pflicht, und das ist die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG), also das Land Bremen.

FBG: Betriebsausstattung ist Sache der Mieter

Aber die habe abgelehnt, sagt Fiedler. Auf Nachfrage erläutert Sebastian Gregorius von der FBG, dass es sich beim Regen- und Sonnenschutz um eine Betriebsausstattung handele, um die sich die Gastronomen kümmern müssten, das sei nicht Sache der FBG. Allerdings habe die FBG Hilfe angeboten, um Fördermöglichkeiten durch die Europäische Union oder den Bund zu prüfen.

Bremerhavener Politiker wie Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) weiß Fiedler allerdings auf seiner Seite. Und der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Thorsten Raschen ist ebenfalls nicht bereit, das Nein der FBG zu akzeptieren. Er sieht die Landesgesellschaft in der Pflicht. „Das erhöht die touristische Attraktivität“, sagt er und verweist auf die Konkurrenzsituation an der Küste, etwa mit Cuxhaven. Raschen will nun im Landeshafenausschuss der Bürgerschaft Druck machen und das Thema Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) ans Herz legen.

Blick auf die „Alex“ in Bremen hilft

Das Geld in den öffentlichen Kassen ist knapp geworden. Pandemie, Klimaschutz und Flüchtlingsversorgung erfordern gewaltige Summen. Da haben die Schaufenster-Wirte einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um der Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) und damit dem Land Bremen die Rechnung für eine Riesen-Pergola auf den Tisch zu legen.

Dass die lückenlose Überdachung in diesem Bereich eine Aufwertung des Schaufensters und damit eines der touristischen Zentren der Stadt bedeutet, steht außer Frage. Aber sie kommt halt auch dem einzelnen Betrieb zugute, der künftig an Regentagen zusätzliche Gäste bewirten kann. Die Investition kann also auf lange Sicht wieder eingespielt werden. Wieso soll da die öffentliche Hand die Kosten übernehmen und den Wirten den Ertrag überlassen?

Nun geht es allerdings um eine große Investition. 1,2 Millionen Euro kostet das Projekt, das für die nächsten 20 Jahre ausgelegt ist. Alle Pächter im Schaufenster müssten dabei an einem Strang ziehen, um das hinzubekommen. Schaffen das alle? Die Wirte sagen: Nach Corona nicht. Und als Mieter wüssten sie nicht, ob sie in den kommenden Jahren noch unter der Pergola arbeiten werden, die sie nun finanzieren sollen.

Nun kann die FBG mit den Achseln zucken und sagen, das geht mich nichts an. Aber wenn das Schaufenster unter ihren Fittichen immer mehr ins Hintertreffen gerät, hat sie ihren Job schlecht gemacht.

Als die „Alexander von Humboldt“ als Restaurantschiff nach Bremen geschleppt wurde, trauerten viele, die sie gern im Fischereihafen gesehen hätten. In Bremen wurde dem Besitzer der rote Teppich an der Schlachte ausgerollt. Es gab einen teuren, extra großen Anleger für zusätzliche Außengastronomie. Die Kosten teilten sich Schiffsbesitzer und öffentliche Hand. Das ist ein Weg, mit dem alle Beteiligten auch im Schaufenster noch etwas bewegen können.

Standpunkt von

Klaus Mündelein

© Arnd Hartmann

Geschlossene Sonnenschirme am Schaufenster Fischereihafen

© Arnd Hartmann

Bislang hat jeder Wirt vorm Schaufenster seinen eigenen Schirm stehen. Der Wind hat ihnen zugesetzt, und sie überspannen auch nicht alle Sitzplätze. Das soll jetzt geändert werden. Aber wer soll das bezahlen?