Blick in das Geschäft "N'ICE" in der ehemaligen Karstadtpassage, welches von Studenten betrieben wird. Im Bild: Sophia (links, 8) und Carina (11) mit Roll-Eis. Dahinter die Jungunternehmer Moritz Rausch (links hinten) und Dominik Hoppe. Foto: Hartmann

© Arnd Hartmann

Blick in das Geschäft „N’ICE“ in der ehemaligen Karstadtpassage, welches von Studenten betrieben wird. Im Bild: Sophia (links, 8) und Carina (11) mit Roll-Eis. Dahinter die Jungunternehmer Moritz Rausch (links hinten) und Dominik Hoppe. Foto: Hartmann

In der Karstadt-Passage toben sich Unternehmer erfolgreich aus

Bis zum Abriss des Karstadt-Gebäudes dürfen sich in der Karstadt-Passage Unternehmer mit Ideen austoben. Die meisten sind nach drei Monaten zufrieden.

Langsam läuft’s in der Passage

Zwischennutzer-Läden sind größtenteils zufrieden - eine Schließung bislang

Bis zum Abriss des Karstadt-Gebäudes dürfen sich in der Haven-Passage Unternehmer mit ihren Ideen austoben. Die meisten sind nach rund drei Monaten zufrieden. Doch jetzt kommt der Winter - und ein Geschäft musste schon schließen.

Mit dem Karstadt-Rückzug verlor auch die Karstadt-Passage in der Oberen Bürger ihre Mieter. Um dort eine monatelange Tristesse mit Leerstand zu vermeiden, lud die Stadt Interessierte ein, zu günstigen Konditionen die Ladenräume zu bespielen.

Eiskreationen sowie Wolle und Kurzwaren sind gefragt

Zu denen, die sich dort nach drei Monaten richtig wohl fühlen, gehören der Eiskreationen-Laden „N’ice“ und das Wolle- und Kurzwarengeschäft „Woga Textil Outlet Bremerhaven“.

Bei „N’ice“ stehen am Freitag gerade die jungen Kundinnen Sophia (8) und Carina (11) aus Köhlen vor dem Tresen und schauen zu, wie ihnen Jung-Unternehmer Dominik Hoppe auf einer minus 23 Grad kalten Platte mit einem Spachtel die Eismasse für eine Eiskreation namens „Ice-Rolls“ zubereitet. „Das ist schon was Besonderes. Wir probieren es zum ersten Mal“, sagen die jungen Kundinnen. Viele junge Menschen und Schulklassen sind dort zu Gast.

Blick in die Passage des ehemaligen Karstadt-Kaufhaus mit neuen Geschäften. Foto: Hartmann

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Blick in die Passage des ehemaligen Karstadt-Kaufhauses mit neuen Geschäften.

Nachdem der 21-jährige Hoppe die Eisrollen überreicht hat, nimmt er sich kurz Zeit für ein Gespräch. „Wir sind bisher zufrieden, wie’s hier läuft“, betont der Student, der gebürtig aus Bremen kommt. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Moritz Rausch (24) hatte er „N’ice“ aus dem Bremerhavener Studiengang GIF heraus gegründet. Sie wollen jetzt sogar Mitarbeiter einstellen und nach Bremen expandieren. Der Laden wirkt freundlich, kürzlich ist ein Graffiti angekommen, das die Theke schmückt. Vor der Winterzeit, in der zumeist weniger Touristen die Innenstadt beleben, haben sie keine Angst. „Die Menschen halten sich dann ja noch eher hier im Warmen auf. Wir erwarten keinen Einbruch.“

Den Karstadt-Verlust ein wenig auffangen

Direkt neben Hoppe und Rausch betreibt Christian Ramrath das Geschäft „Woga Textil Outlet Bremerhaven“. Dort gibt es unter anderem Wolle, Garne und Kurzwaren. Ramrath hat mit dem Angebot offenbar einen Nerv getroffen, weil der Karstadt-Wegzug bei diesen Waren eine Lücke gerissen hatte. „Die Leute rennen mir die Bude ein“, freut sich Ramrath. Mit seiner einnehmenden Art hat er schon ein Stammpublikum gefunden.

Die Zwischennutzung der Hafenpassage mit Christian Ramraths Wogatex in der ehemaligen Karstadt-Immobilie ist für einige Händler ein echter Erfolg.

© Lothar Scheschonka

Die Zwischennutzung der Hafenpassage mit Christian Ramraths Wogatex in der ehemaligen Karstadt-Immobilie ist für einige Händler ein echter Erfolg.

Der Textil-Fachmann benennt allerdings auch Verbesserungswünsche: Sowohl die Beleuchtung der Passage als auch die Beschilderung seien selbst einem Provisorium nicht angemessen, würden Passanten gar verschrecken. Er hat sich teils schon selbst geholfen und Lampen vor seinem Geschäft sowie Din-A4-Zettel mit Wegweisern angebracht.

Damenmode-Geschäft würde am liebsten bleiben

Beim Damenmode-Geschäft „Laden 7“, wo man beim Eintreten knallige türkis- und pinkfarbene Kapuzen-Sweater, Kunstleder-Handtaschen und Gürtel sieht, ist man ebenfalls sehr zufrieden - und sogar richtig traurig, dass die Zeit an dem Standort nur begrenzt ist, wie eine Verkäuferin berichtet. Zwischen „N’ice“ und „Laden 7“ lief es weniger gut: Der Joghurtladen „Jippi Joghurt“, ebenfalls von Studenten gegründet, konnte sich nicht halten. Er ist nach weniger als drei Monaten wieder geschlossen. Der studentische Hanfladen „House of Hemp“ hat wiederum sein Sortiment so erweitert, dass es dort jetzt auch Secondhand-Mode gibt.

Weihnachtliche Deko angekündigt

Ralf Meyer von der Erlebnis Bremerhaven ist zufrieden mit der Entwicklung der Passage. „Wir wollen Einzelhändlern die Chance geben, sich auszuprobieren. Das ist uns gelungen. Die Alternative wäre Leerstand“, berichtet Meyer. Die Zwischennutzung laufe noch bis Ende Februar, da ließen sich keine größeren Summen in eine neue Beleuchtung investieren. Bei der Beschilderung habe man gerade erst nachgelegt. Zudem soll die Passage weihnachtlich dekoriert werden. Meyer kündigt außerdem an, dass mit „Mummy’s Best - nigerianische Saucen“ und einem weiteren Geschäft als Ersatz für „Jippi Joghurt“ demnächst noch zwei Neuzugänge erwartet werden. Bereits im Sommer waren im unteren Eingangsbereich vor der Rolltreppe schon die Fritten-Verkäufer von „Fry High“ eingezogen, dort befinden sich in der Zwischennutzung auch eine Auslage von Betten Aissen und ein DRK-Kursraum. Der von der Hochschule betriebene Allgemeinladen beziehungsweise das Konzept-Geschäft „R3“, das stationäre und Online-Welt verknüpfen soll, bedarf offenbar noch etwas mehr Beteiligung der Händler, manchen Passanten fehlt dort die „Frische“ - dazu soll es in der kommenden Woche ein Gespräch mit der Hochschule und der Erlebnis geben.

Meyer weiß, dass einige der in der Zwischennutzung gegründeten Läden dauerhaft in Bremerhaven bleiben wollen, teils schon jetzt andere Standorte in der Innenstadt in den Blick nehmen. „Das ist schon ein Erfolg. Wir haben hier im positiven Sinne einen Durchlauferhitzer für Ideen geschaffen.“