
Debatte um Lebensmittelpreise: Verbraucherschützer fordern mehr Kontrolle
Foto: Julian Stratenschulte
Lebensmittelpreise: Preisradar deckt gleichzeitige Erhöhungen bei Aldi, Rewe und Edeka auf
Foodwatch hat Preisanstiege bei Eigenmarken von Aldi, Rewe und Edeka analysiert. Verbraucherschützer kritisieren mangelnden Wettbewerb und vermuten Absprachen.
Preisradar von Foodwatch: Kritik an gleichförmigen Preisanstiegen
In Deutschland geraten die steigenden Lebensmittelpreise zunehmend in die Kritik. Laut einer aktuellen Analyse der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, die unter anderem Preise von Aldi, Rewe und Edeka untersucht hat, erhöhten die großen Handelsketten die Preise ihrer Eigenmarken nahezu zeitgleich. Besonders auffällig: Preisanstiege fanden häufig trotz sinkender Energie- und Rohstoffpreise statt.
Ein Preisradar schafft Transparenz
Um die Preisentwicklung besser nachvollziehbar zu machen, hat Foodwatch einen sogenannten Preisradar eingerichtet. Dieses Onlinetool dokumentiert seit Mai 2024 täglich die Preise von Eigenmarkenprodukten ausgewählter Händler wie Aldi Nord, Rewe und Edeka. Dabei zeigte sich: Die Preise für bestimmte Produkte wie Joghurt oder Kaffee stiegen bei allen Anbietern nahezu identisch an. Beispielsweise verteuerten sich Joghurts der Eigenmarken von Aldi, Rewe und Edeka im Januar 2025 auf 0,99 Euro – ein Anstieg um 6 Cent.
Kritik an Wettbewerb und Preistreiberei
Foodwatch wirft den Händlern vor, trotz rückläufiger Produktionskosten die Preise hochzuhalten. Diese Gleichförmigkeit nährt den Verdacht möglicher Preisabsprachen. „Der Wettbewerb zwischen Aldi, Rewe und Co. funktioniert nicht“, kritisiert Foodwatch. Experten hingegen argumentieren, dass ähnliche Preisentwicklungen nicht zwingend illegale Absprachen bedeuten. Abschauen und Nachahmen seien erlaubt, solange keine kartellrechtlich relevanten Absprachen getroffen werden.
Forderungen nach staatlicher Überwachung
Verbraucherschützer fordern nun eine staatliche Preisbeobachtungsstelle, um die Preisentwicklung transparenter zu machen und Druck auf die Händler zu erhöhen. Diese Stelle könne bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelt werden und Preisentwicklungen öffentlich nachvollziehbar machen. Auch Handlungsempfehlungen für die Politik sollten abgeleitet werden, so Foodwatch.
Handelsketten wehren sich gegen Vorwürfe
Die betroffenen Händler weisen die Vorwürfe zurück. Edeka etwa erklärte, dass die Ähnlichkeit der Preisentwicklung ein Zeichen funktionierenden Wettbewerbs sei. Zudem kritisierte das Unternehmen die Datengrundlage des Preisradars als nicht repräsentativ, da es bei Edeka keinen zentralen Onlineshop gibt. Rewe und Aldi betonten, dass sinkende Rohstoffpreise nicht automatisch zu niedrigeren Verbraucherpreisen führen, da auch Kosten für Transport, Verpackung und Lagerung eine Rolle spielen.
Während die Händler auf bestehende Meldepflichten und Kontrollen hinweisen, sehen Verbraucherschützer noch großen Handlungsbedarf. Ob eine staatliche Preisbeobachtungsstelle eingeführt wird, bleibt abzuwarten.