Brennholz

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Nur noch Restbestände: In einem Baumarkt in Nordenham sind nur noch einige letzte Säcke mit Anfeuerholz übrig geblieben.

Leere Lager: Nordenham geht das Brennholz aus

Angesichts ausufernder Gas-, Öl- und Strompreise weichen viele Menschen auf Holz aus, um ihre Wohnungen warm zu halten. Doch der Energieträger ist knapp.

Nordenham geht das Brennholz aus

In Baumärkten gibt es nur noch Restbestände - Landesforsten verkaufen nur an Stammkunden

Der Winter naht und mit ihm die neue Heizsaison. Angesichts ausufernder Gas-, Öl- und Strompreise weichen viele Menschen auf Holz aus, um ihre Wohnungen warm zu halten. Doch der Energieträger ist knapp, die Lager leer. Wo jetzt noch was zu holen ist.

Ruft man in diesen Tagen beim Brennholzhändler Thomas Tillis in Nordenham an, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Anrufbeantworter anspringt. Eine weibliche Stimme wird einem erklären, dass aufgrund der hohen Nachfrage nach Brennholz das Büro nur zeitweise besetzt sei. Man habe mit der Herausgabe des Holzes an die Kunden alle Hände voll zu tun. Dass Tillis überhaupt noch Brennholz hat, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Ist doch die Nachfrage nach dem Energieträger mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und den damit verbundenen Preisexplosionen bei Gas, Öl und Strom geradezu durch die Decke gegangen.

Mehr als eine Million Haushalte in Deutschland heizen mit Holzpellets, Hackschnitzel oder Scheitholz. Tendenz steigend: Allein im ersten Halbjahr 2022 wurden laut Angaben des Deutschen Pelletinstituts in Deutschland rund 32.000 Pelletheizungen und -kaminöfen verkauft. Das sind zwölf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Angesichts des Sturms auf das Holz melden Händler landauf, landab längst Nachschubprobleme, viele Lager seien schon vor Beginn der Heizperiode Anfang Oktober leer gelaufen. So auch bei OBI in Nordenham: „Bei uns bekommen Kunden im Moment nur noch Anfeuerholz“, sagt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. „Alles andere ist restlos vergriffen, und wir kriegen derzeit auch nichts mehr rein.“ Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Baufachmarkt Lonecke: „Wir haben nur noch Restbestände da. Einige lose 12-Kilo-Säcke gespaltenes Holz. Das war es auch schon“, sagt ein Marktmitarbeiter. Thomas Tillis möchte sich gegenüber unserer Zeitung zu seinem Geschäft nicht äußern. Der Holzmangel ist eine Spätfolge der Corona-Lockdowns, der die internationalen Lieferketten gesprengt hatte. Hinzu kommt, dass Deutschland noch immer mehr Holz exportiert, als es einführt.

Förmlich aus den Händen gerissen

Der Inhaber des Nordenhamer Stadtwaldes, Jürgen Keup, handelt eigentlich nicht mit Holz. In seinem Wald lässt er keine gesunden Bäume fällen. Verkauft werden nur abgestorbene Bäume und jene, die der Sturm umweht. Nach mehreren Stürmen mit unzähligen abgeknickten Eschen sind in diesem Jahr unerwartet große Mengen an Brennholz angefallen: „Wir hatten grob geschätzt 300 Raummeter da“, sagt Keup. „Das haben uns die Leute förmlich aus den Händen gerissen. Mehr gibt es nicht. Es sei denn, es fegt noch mal ein Sturm über uns hinweg.“ Tagtäglich riefen Menschen aus dem ganzen Landkreis bei ihm an und fragten nach Brennholz. Die müsse er dann leider immer abweisen, bedauert der frühere Kaufmann, der den Stadtwald ab 2011 nach und nach von den Niedersächsischen Landesforsten übernommen hat.

Wibeke Schmidt

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„Die Nachfrage nach Brennholz ist höher und sie startete dieses Jahr auch deutlich früher als sonst“, sagt die Sprecherin des Forstamts Neuenburg Wibeke Schmidt.

Auch die Niedersächsischen Landesforsten wiesen Anfang September darauf hin, dass sie zurzeit nicht jede Anfrage nach Brennholz bedienen könnten, da der Rohstoff nur in begrenzter Menge zur Verfügung stehe. Man beschränke sich deshalb darauf, das begehrte Holz nur an Menschen, die im Forstamtsbereich wohnen und Brennholz für den Eigenbedarf kaufen, abzugeben. Für Neukunden reiche das Holz nicht mehr aus. Das gilt auch für das Forstamt Neuenburg, das unter anderem für den Landkreis Wesermarsch zuständig ist. Auch dort werden ab Anfang November, wenn die neue Holzerntesaison beginnt und Brennholz wieder zum Verkauf steht, zunächst nur die Stammkunden versorgt. Alle anderen Interessenten kommen auf eine Warteliste.

86 Prozent teurer

„Die Nachfrage nach Brennholz ist höher, und sie startete dieses Jahr auch deutlich früher als sonst“, sagt Pressesprecherin Wibeke Schmidt auf Nachfrage. Man könne sie nicht mehr decken: „Wir bewirtschaften die Landeswälder nachhaltig. Das bedeutet, dass wir grundsätzlich nicht mehr Holz aus dem Wald nehmen, als nachwächst.“ Da Brennholz ein Koppelprodukt bei der Schnittholzernte sei, gebe es auch nur so viel Brennholz, wie bei der regulären Holzernte anfällt. „Wir ernten kein Holz ausschließlich für den Brennholzverkauf“, so Schmidt. Weil das Forstamt jedes Jahr nachhaltig wirtschafte und neue Bäume nachpflanze, könne es über Jahre hinaus eine relativ gleichbleibende Menge Holz zur Verfügung stellen. Das schlägt sich auch auf die Preise nieder: „Unsere Brennholzpreise werden relativ stabil auf dem Vorjahresniveau bleiben“, sagt Wibeke Schmidt.

Damit dürften die Landesforsten die Ausnahme sein. Laut dem Statistischen Bundesamt mussten Verbraucher zuletzt für Brennholz deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch ein Jahr zuvor. So seien die Preise für Scheitholz und Pellets im August dieses Jahres um rund 86 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Als Grund nennt die Behörde erhöhte Beschaffungs- und Transportkosten in der Holzindustrie. Und natürlich die gestiegene Nachfrage.

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28.09.2022, 17:05 Uhr
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