Furchen sorgen für Frust
Hilmer Kirschner stinken die Zustände in Geestenseth. Als ehemaliger Sachgebietsleiter Straßenunterhaltung in Bremerhaven kann er in seinem Dorf einfach nicht wegschauen. Wer von Wehdel aus nach Geestenseth hineinfährt, braucht für das, was Kirschner aufregt, nicht mal ein geschultes Auge.
Neben dem Fahrbahnrand geht’s bergab. Nicht, weil es dort Gefälle gäbe. Der Seitenraum ist tief ausgefahren, daneben geht’s steil bergauf. Der Seitenraum liegt höher als die Straße. „Deswegen staut sich das Wasser an der Straße, und die Seitengräben sind trocken“, ärgert sich der 85-Jährige.
Schwerlastverkehr sorge für Schäden im Ort
Die tief ausgefahrenen Seitenräume an den Fahrbahnrändern und das sich ansammelnde Wasser werden zu Gefahrenstellen, sagt er. Auch mit dem Kleinpflaster am Kreisel ist er unglücklich. Schwerlastverkehre würden immer wieder die kleinen Pflastersteine an der Seite herausdrehen, geflickt würde nur mit Bitumen.
„Den Kreisel hätte man direkt beim zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke vernünftig mitmachen können. Stattdessen schmieren die das immer wieder dicht.“
Die Fußgängerüberwege seien außerdem holprig, bei einem Überweg ist ein Sinkkasten im Weg. Mit Rollator, sagt er, höchst gefährlich. Das hätte so gar nicht genehmigt werden dürfen, ist er überzeugt.
Gemeinde sind die Hände gebunden
Bei der Gemeinde ist er mit seinen Beschwerden nicht weit gekommen. Die Seitenräume gehören zur Landesstraße, und damit ist die Straßenmeisterei Hagen zuständig. Dort fand er kein Gehör. Das Problem sei der Gemeinde bekannt und regelmäßig Thema im Ortsrat.
Mehr, als die Straßenmeisterei zu informieren, könne die Gemeinde allerdings nicht machen. Man würde es sich anschauen, sei die Rückmeldung. An einem Ortstermin mit den Bürgern habe die Straßenmeisterei kein Interesse.

© Katja Gallas
Die Steine an den Pflasterflächen neben dem Kreisel seien mit 10 mal 10 Zentimetern zu klein. Schwerlastverkehr würde diese regelrecht herausdrehen. Besser wäre gewesen, die größeren Steine zu verwenden, die im Kreisel selbst verbaut wurden. Notdürftig geflickt wird nur mit Bitumen.
Landesstraßenbaubehörde sieht keinen akuten Handlungsbedarf
Leiter Lars Aufderheide war für die Redaktion nicht zu erreichen. Jedoch warf Friederike Wöbse ein Blick auf Fotos der Situation vor Ort. Sie ist Geschäftsbereichsleiterin der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) im Geschäftsbereich Stade. Ihrer Einschätzung nach müsse man sich die Seitenräume durchaus angucken, es bestünde aber kein akuter Handlungsbedarf.
„Auch der Ablauf des Wassers in den Grünbereich funktioniert. Es dauert nur ein bisschen länger. Das ist nicht verkehrsgefährdend“, wagt sie eine Einschätzung aus der Ferne. Die Straßenmeisterei habe sich die Lage vor Ort sicher angeschaut und sei vermutlich zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

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Die Fußgängerüberwege seien mit den beschädigten Pflastersteinen reine Stolperfallen.
Abfräsen der Seitenräume: Bürger in Sorge
Der Gemeindeverwaltung läge aktuell ein Antrag vor, der durch Anregung eines Bürgers in der Ortsratssitzung entstanden sei. Demnach sollen die Seitenränder abgefräst werden, damit das Oberflächenwasser im Wegeseitenraum ablaufen könne, sagt Ortsbürgermeister Thomas Kluck (SPD) auf Nachfrage.
Doch dazu hätten Anwohner bereits Bedenken geäußert. Ihre Befürchtung: Durch Abfräsen des Seitenraumes könnten Glasfaserkabel beschädigt werden. Einige wollen beobachtet haben, dass diese lediglich in wenigen Zentimeter Tiefe verlegt worden seien.
„Eine einfache Lösung gibt’s nicht“, sagt der Ortsbürgermeister. Viel Schwerlastverkehr, der wegen der Breite bei Gegenverkehr in den Seitenraum ausweichen müsse, sorge für den aktuellen Zustand. Selbst, wenn die tiefen Furchen zugeschüttet würden, sähe es nach einem Tag Regen wieder ähnlich aus, sagt er. Nichts tun, so betont Kirschner, sei auch keine Lösung. Solch eine stiefmütterliche Behandlung einer Gemeinde sei schließlich auch keine Art.
Hilmer Kirschner

© Katja Gallas