Warum Filmstudenten den Leuchtturm Obereversand für einen Spielfilm brauchen

Warum Filmstudenten den Leuchtturm Obereversand für einen Spielfilm brauchen

100 Jahre ist es her, als die letzten Leuchtturmwärter des Obereversands ihren Arbeitsplatz räumten. Das Fahrwasser wurde verlegt, der Leuchtturm nicht mehr gebraucht. Filmstudenten aus Stuttgart lassen jetzt wieder einen Wärter einziehen.

Leuchtturm lockt Filmteam an

Studenten drehen Kurzspielfilm über Einsamkeit - Crew bittet um Unterstützung

Der Leuchtturm Obereversand im Wurster Wattenmeer vor Dorum-Neufeld entzieht sich mit seiner pechschwarzen Farbe dem klassischen Leuchtturm-Charme im Ringelkleid. Bei Filmleuten ist er genau deshalb begehrt. Gerade haben Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg in Stuttgart den Stahlriesen als Kulisse für einen Kurz-Spielfilm ausgewählt. Ein Filmprojekt mit Tiefgang.

Für ihr Filmprojekt rund um den Obereversand suchen die Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg noch Unterstützer aus der Region: „Wir freuen uns über jegliche Unterstützung, besonders für die Unterbringung und Verpflegung unseres Teams während der Dreharbeiten (14. bis 22. Juni) oder Spenden in Form von Barmitteln“, sagt der studentische Produktionsleiter Marc Colditz. Hintergrund: Das Team arbeite zwar komplett ehrenamtlich und werde gefördert, insbesondere werde die teure Filmtechnik gestellt. Einige Dinge müssen sie aber selbst finanzieren - wie Unterkünfte und Mahlzeiten. „Wir zahlen das sonst auch aus eigener Tasche, weil es für uns ein Herzensprojekt ist“, sagt Colditz. Aber das sei nicht so leicht, wenn man noch studiert.

Wer die Studenten unterstützen möchte, sollte sich an Marc Colditz wenden, Telefon: 0152 060 871 44, Mail: marc.colditz@filmakademie.de.

„Wir haben zunächst nach einem Thema gesucht, das uns verbindet“, erzählt Filmproduktionsstudent Marc Colditz, der zusammen mit Regiestudent Jona Schloßer und dem aus Bremerhaven stammenden Kamerastudenten Philipp Rode das Kernteam für den 15-minütigen Spielfilm bildet. Schnell seien sie auf das Thema Einsamkeit gekommen.

Einsamkeit auch Thema bei jungen Erwachsenen

Bei der Recherche sind die drei Studenten darauf gestoßen, dass Einsamkeit vor allem zwei Generationen besonders beschäftige: Menschen im fortgeschrittenen Alter und junge Erwachsene. „Während sich die Welt im Zeitalter der Digitalisierung immer weiter vernetzt, schottet sich jeder Einzelne immer weiter ab“, hat Colditz herausgefunden. Laut Statistiken würden in Deutschland zwischen 10 und 20 Prozent der Menschen an chronischer Einsamkeit leiden. „Uns ist klar geworden, dass das ein riesiges Thema ist.“

Und so wundert es nicht, dass die beiden Protagonisten ihres Kurzfilms mit dem Arbeitstitel „Vor mir die See“ aus diesen beiden Generationen stammen. Die Geschichte erzählt von dem 68 Jahre alten Leuchtturmwärter Otto, der seit Jahrzehnten zurückgezogen auf einer kleinen Insel lebt. Eines Tages findet er einen jungen Schiffbrüchigen an der Küste. Seine Welt der Isolation gerät aus dem Gleichgewicht.

Geschichte soll in den Köpfen der Zuschauer hängen bleiben

In ihrer Geschichte über Einsamkeit wollen Schloßer, Rode und Colditz ihr Publikum in das Jahr 1899 entführen. „Wir haben das Thema bewusst mit einer historischen Geschichte verknüpft in der Hoffnung, die Zuschauer so noch mehr packen und mitreißen zu können“, erklärt Colditz. Am Ende geht es ihnen aber nicht nur um den Unterhaltungsmoment: „Wir möchten erreichen, dass der Film in den Köpfen der Zuschauer bleibt und man sich auch nach dem Film über das Thema Gedanken macht.“

Für die passende Filmkulisse haben sie sich deutschlandweit umgeschaut. „Einige Leuchttürme sind rausgefallen, weil sie zu modern sind oder man dort nicht drehen darf“, sagt Colditz. Anders der Obereversand: Das ungewöhnliche Aussehen des 136 Jahre alten Leuchtturms und seine Geschichte haben einen starken Eindruck hinterlassen. Außerdem schwärmt Colditz von der „filmisch schönen Landschaft“, die den auf Stelzen im Wattenmeer thronenden Obereversand umgibt.

Begeistert sind die Filmleute auch von der besonderen Gastfreundschaft des Fördervereins Leuchtturmdenkmal Obereversand. Bei einem ersten Ortstermin habe sich der Vereinsvorsitzende Thomas Bahr viel Zeit genommen, den Turm und seine Geschichte zu erklären. „Dabei haben wir Dinge erfahren, die auch ins Drehbuch mit eingeflossen sind“, verrät Colditz.

In der kommenden Woche werden die Filmleute mit Requisiteuren und Filmtechnikern anreisen. Mit dabei sind auch zwei Schauspielprofis. Klaus Stiglmeier, unter anderem bekannt aus zahlreichen „Tatorten“, verkörpert den alten Leuchtturmwärter. Der Schiffbrüchige wird von Rakin Hazaz gespielt, der noch am Anfang seiner Karriere steht. Die eigentlichen Dreharbeiten sollen fünf Tage dauern. Am 22. Juni hofft das Team, alles im Kasten zu haben.

Filmprojektmappe

© Grafik Marc Colditz

Blick in die Filmprojektmappe, in der sich die drei Filminitiatoren Jona Schloßer, Philipp Rode und Marc Colditz vorstellen.

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Erstellt:
08.06.2023, 15:41 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec

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