Eine Patientin ist auf dem Weg in die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie-Praxis im Ärztehaus am Klinikum Reinkenheide.

© Arnd Hartmann

In Bremerhaven gibt es nur noch die Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Medizinischen Versorgungszentrum für die ambulante Versorgung. Die stationäre Abteilung im Klinikum Reinkenheide ist außer Betrieb.

Können Unfallopfer bald nicht mehr in Bremerhaven operiert werden?

Ärztemangel in Bremerhaven: Die Abteilung der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Klinikum Reinkenheide ist seit Ende September außer Betrieb.

Wer versorgt die Verletzten?

Sektion Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Reinkenheide außer Betrieb

Ärztemangel in Bremerhaven: Die Sektion der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) im Klinikum Reinkenheide kann daher seit Ende September nicht mehr betrieben werden. Was bedeutet das für die Versorgung der Menschen in der Stadt?

Weiterer Rückschlag für die medizinische Versorgung in Bremerhaven: Die stationäre Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) im Klinikum Reinkenheide wird zwar nicht geschlossen, aber es gibt sie nur noch auf dem Papier. Weil Ärzte fehlen, ist sie seit Ende September außer Betrieb. Ex-Hautklinik-Chefarzt Dr. Gunnar Wagner befürchtet Nachteile für Patienten. Das Klinikum verweist auf die noch bestehende ambulante Versorgung durch die MKG-Praxis im Medizinischen Versorgungszentrum am Krankenhaus. Außerdem sollen Kooperationen mit anderen Krankenhäusern im Umland gesucht werden. „Die Sektion MKG wurde nicht geschlossen“, sagt Klinikumssprecher Henning Meyer. „Wir arbeiten weiterhin an der Nachbesetzung der vakanten Positionen, allerdings ist der Markt in diesem Bereich weiterhin nicht einfach.“ Fakt ist daher, dass es bis auf Weiteres keine stationäre Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie mehr gibt.

In Briefen an den Aufsichtsrat warnt Wagner davor, dass Unfallopfer mit schweren Kopfverletzungen oder auch bestimmte Tumorpatienten in Bremerhaven nicht mehr operiert werden könnten.

„Hafen und Straßenverkehr sind Unfallschwerpunkte“

„Der Hafen und der Straßenverkehr sind hier Unfallschwerpunkte“, so Wagner. „Häufig müssen bei der akuten Patientenversorgung Unfallchirurgen, Neurochirurgen und MKG-Chirurgen zusammenarbeiten.“ Wenn die Versorgung des Patienten „nur durch oder mit einem MKG-Chirurgen erfolgen kann, ist die Notaufnahme gezwungen, eine andere Klinik in Bremen, Oldenburg, Hannover oder Hamburg zu finden“. Der Transport verzögere die Versorgung. Wagner befürchtet, dass es vor allem in der Nacht und an Wochenenden zu Problemen bei der notfallmäßigen operativen Versorgung von Unfallopfern oder Krebspatienten kommen kann. Auch besorgte Klinikmitarbeiter haben sich an die NORDSEE-ZEITUNG gewandt.

Die MKG-Sektion musste außer Betrieb genommen werden, weil zwei Fachärzte und zwei Assistenzärzte sukzessive ausgeschieden seien, so Meyer. Eine Fachärztin ist jetzt in das bestehende Team der MKG-Praxis des Medizinischen Versorgungszentrums gewechselt.

Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie: Ärzte sind schwer zu finden

„Es ist seit jeher grundsätzlich schwierig, geeignetes Fachpersonal für den klinischen Bereich der Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie zu akquirieren“, betont Meyer. Um Synergien zu nutzen, sei die MKG daher bereits seit längerer Zeit als Sektion der Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde betrieben worden.

Wir arbeiten weiterhin an der Nachbesetzung der vakanten Positionen, allerdings ist der Markt in diesem Bereich weiterhin nicht einfach.

Meyer beruhigt die Patienten: „Eine grundsätzliche Erstversorgung von Notfällen aus dem Bereich der MKG ist über unsere Zentrale Notaufnahme und die entsprechenden Bereitschaftsdienste der Klinik für HNO sichergestellt. Fälle der berufsgenossenschaftlichen Versorgung, etwa Arbeitsunfälle aus dem Hafen, müssen ohnehin grundsätzlich unverändert in den entsprechenden BG-Kliniken versorgt werden. Auch hier kann jedoch wie bisher eine notfallmäßige Erstversorgung durch die Ärztinnen und Ärzte unserer HNO-Klinik erfolgen, falls es die Situation ultimativ erfordert.“

Ziel ist die Wiederaufnahme einer MKG-Klinik in Reinkenheide

Die Aufsichtsratsmitglieder Jörn Hoffmann (SPD) und Bernd Freemann (FDP) betonen den politischen Willen, dass die MKG-Abteilung wieder betrieben werden soll. Ziel sei, innerhalb von drei Jahren erneut eine vollwertige MKG-Klinik unter Chefarztführung zu etablieren, sagt Hoffmann. Alles hängt jetzt davon ab, ob und wann Ärzte gefunden werden. Die Personalsuche an Uni-Kliniken müsse intensiviert werden, fordert Wagner.

Henning Meyer, Sprecher des Klinikums Reinkenheide
Henning Meyer, Sprecher des Klinikums Reinkenheide

© Antje Schimanke

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Erstellt:
21.10.2022, 12:29 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec

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