Leben in einem biotanischen Garten
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein einziger Besuch in Namibia reichte, und Magdalena und Michael Remmers war klar, dass sie in diesem Land an der Südwestküste Afrikas den Rest ihres Lebens verbringen möchten.
Nun lebt das Paar, das aus Oldenburg stammt und in Langwarden in der Gemeinde Butjadingen das Kulturhaus am Wattenmeer betrieben hat, schon seit vier Monaten in Sonnleiten Village, einer knapp 40 Autominute östlich der Hauptstadt Windhuk gelegenen Wohnanlage. Magdalena und Michael Remmers fühlen sich dort wie im Paradies.
Weltenbummler haben ihr Ziel erreicht
Michael Remmers hat in Oldenburg einen kleinen Verlag betrieben. Den hätte der 63-Jährige durchaus noch einige Jahre weiter führen wollen. Doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Verlag überlebte die Pandemie nicht. Und da die Remmers’ schon immer Weltenbummler waren, mehr als 50 Länder der Erde bereist haben, beschlossen sie, einen Schnitt zu machen, Deutschland den Rücken zu kehren und künftig in einem Land zu leben, das für viele Menschen ein Sehnsuchtsort ist.

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Bei 300 Sonnentagen inmitten einer üppigen Natur genießen Magdalene und Michael Remmers das Leben.
Auf das Land an der Südwestspitze Afrikas, das flächenmäßig mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland, aber nur gut 2,5 Millionen Einwohner zählt, waren die Remmers’ durch Nachbarn in Langwarden gestoßen. Die hatten ihnen eine TV-Dokumentation über Deutsche empfohlen, die nach Namibia ausgewandert sind. Magdalena und Michael Remmers sahen sich die Doku an. Ihr Leben sollte dadurch eine entscheidende Wendung nehmen.
Gauß-Sammlung geht an die Jade Hochschule
Ihr Haus in Oldenburg und ihre Autos haben die Remmers’ verkauft. Verabschieden mussten sie sich auch von einem Herzensprojekt. In Langwarden hatte sie 2016 die ehemalige Gaststätte „Störtebeker“ gekauft, die lange verwaist und baufällig war. Die neuen Eigentümer verwandelten das heruntergekommene Gebäude in ein Schmuckstück, das jetzt nicht nur ein Café beinhaltet, sondern das auch einem besonderen historischen Ereignis Rechnung trug.
Michael Remmers ist leidenschaftlicher Kartograf und zudem ein Fan von Carl Friedrich Gauß. Der berühmte Mathematiker, Astronom und Geodät hielt sich vom 27. Juni bis zum 12. Juli 1825 in Langwarden auf, um vom dortigen Kirchturm aus Peilungen für eine Landvermessung vorzunehmen. Eine Steil-Vorlage für Gauß-Fan Remmers, der dafür sorgte, dass das Kulturhaus auch zum Gauß-Haus wurde. So gab es in Langwarden Ausstellungen, und Gleichgesinnte trafen sich bei regelmäßigen Gauß-Tagen zum Fachsimpeln.
Die Namibische Savanne ist ihr neues Zuhause
Das Haus steht nun zum Verkauf. Die Gauß-Sammlung ist an die Jade Hochschule in Oldenburg gegangen, Michael Remmers‘ Kartensammlung hat die dortige Landesbibliothek erhalten. Die Remmers’ haben noch ein kleines Haus in Wilhelmshaven für den Fall, dass es sie doch einmal nach Deutschland zieht. Doch fest steht, dass ihr Zuhause nun das inmitten der Namibischen Savanne auf einem Plateau in 1800 Metern Höhe gelegene Sonnleiten Village ist.

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Sonnleiten Village umfast 50 Wohnhäuser. Es gibt einen Pool, ein kleines Restaurant und eine Krankenstation. Die Hauptstadt Windhuk ist nur rund 40 Kilometer entfernt.
Sonnleiten Village wurde 2007 auf dem Gelände einer ehemaligen deutschen Rinderfarm errichtet und besteht aus 50 Wohneinheiten. Der umzäunte Bereich, in dem die Häuser stehen, umfasst 6 Hektar. Die gesamte Anlage misst 255 Hektar naturbelassenes Land mit Wildtieren wie Kuhantilopen, Warzenschweinen und Affen.
Restaurant, Pool und rund um die Uhr besetzte Krankenstation
In der Wohnanlage gibt es eine Rezeption, ein kleines Restaurant, eine Bibliothek, einen Pool und eine rund um die Uhr besetzte Kranken- und Pflegestation.

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Das ist das Haus, in dem Magdalene und Michael Remmers in Namibia leben. „Wir wohnen in einem botanischen Garten“, sagen sie.
Kein Wunder, dass Michael Remmers sagt, dass ihm und seiner Frau außer einigen guten Freunden in Deutschlands in Namibia nichts fehle. Das Klima ist bei 300 Sonnentagen trocken. Die Remmers und ihre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stammenden Nachbarn sind umgeben von einer üppigen Vegetation. „Wir leben hier wie in einem botanischen Garten“, sagt Michael Remmers. 20 Angestellte kümmern sich um das Wohlergehen der Bewohner.
„Wir sind hier nicht die reichen Deutschen“
Der goldene Käfig, in dem gut situierte Europäer leben wie die Maden im Speck? So sei es nicht, versichert Michael Remmers, der vor allem von der Herzlichkeit und der Freundlichkeit der Menschen in Namibia begeistert ist. „Wir sind hier nicht die reichen Deutschen“, betont der 63-Jährige. Namibia verfüge über eine gesunde Mittelschicht, Windhuk über hochmoderne Einkaufspassagen. Die Digitalisierung im Land sei weit vorangeschritten, die Behörden arbeiteten modern.
Und wie verbringen die Auswanderer ihre Tage? „Wir genießen das Leben“, sagt Michael Remmers frei heraus. Er und seine Frau erkunden bei Touren die Umgebung, wollen ihren Radius bald ausdehnen auf die Nachbarländer Botsuana und Simbabwe.
Im Mai geht’s nun aber erst mal für einen Besuch nach Deutschland. Ein Rückflugticket nach Namibia haben die Remmers’ nicht gebucht. Aber nicht, weil sie nicht zurückwollten - sondern weil sie nicht wissen, wie lange sie es in ihrer alten Heimat aushalten werden.

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Köder haben diesen Leoparden angelockt. Michael Remmers bekam ihn bei einer Fotosafari vor die Linse.