Eine Frau macht eine ablehnende Handbewegung in Richtung eines Stapels mit Toastbrotscheiben.

Zöliakie-Kranke müssen viele Brotsorten und andere Lebensmittel meiden, können sich aber trotzdem abwechslungsreich ernähren.

Foto: AdobeStock/AOK

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Zöliakie: Wenn Getreide krank macht

13. Juni 2025 // 00:00
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Mehr als 3000 Brotsorten gibt es in Deutschland. Für Menschen mit Zöliakie ist die vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks bezifferte Auswahl deutlich geringer. Die Erkrankten leiden unter einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut und vertragen nur ausgesuchte Getreidesorten.

Unverträglichkeit von Gluten

Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit, die durch die Unterverträglichkeit von Gluten hervorgerufen wird. Dieses Klebereiweiß kommt in vielen Getreidesorten vor: in gängigen, wie Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer, Gerste und Grünkern sowie in den alten Weizensorten Einkorn, Emmer und Kamut.

Darmzotten verkümmern

Durch die Entzündung verkümmern mit der Zeit die Darmzotten. „In der Folge kann der Körper nicht mehr genügend Nährstoffe aus dem Darm aufnehmen“, sagt Semra Köksal, Ernährungsberaterin bei der AOK. Aus diesem Grund kann die Erkrankung bei Kindern, wenn sie unerkannt bleibt, zu großen Problemen führen. Etwa ein bis zwei Prozent der Menschen in Europa haben eine nachgewiesene Zöliakie.

Aufgeblähter Bauch bei Kleinkindern

Die Anzeichen für die Krankheit sind vielfältig: Bei Säuglingen und Kleinkindern kann ein aufgeblähter Bauch, der im Kontrast zu einem mageren Körper steht, auf die Erkrankung hinweisen. Weitere Symptome sind Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfälle und mangelndes Interesse am Spielen. Ältere Kinder klagen häufig über Bauchschmerzen, Durchfälle oder Verstopfung. Kleinwuchs oder eine verzögerte Pubertät können ebenfalls Anzeichen sein.

Unspezifische Symptome bei Erwachsenen

Erwachsene Betroffene haben oft keine oder unspezifische Symptome wie Blähungen, Übelkeit oder fettige Stühle. Bei anderen führt die gestörte Nährstoffaufnahme zu einem Vitamin- und Mineralstoffmangel sowie zu Gewichtsverlust. Besteht der Verdacht auf eine Zöliakie, sollte fachärztlicher Rat eingeholt werden, um eine sichere Diagnose zu bekommen. Die einzige Möglichkeit der Behandlung ist aber eine glutenfreie Ernährung. Wenn Betroffene selbst kleinste Mengen an Gluten meiden, haben sie in der Regel keine Beschwerden.

Ernährungsberaterin: Es gibt Alternativen

„Auch wer an Zöliakie leidet, kann sich lecker und ausgewogen ernähren“, sagt Semra Köksal. Unproblematisch sind ihr zufolge Getreidesorten wie Reis, Mais, Hirse und Buchweizen sowie als Alternative Kartoffeln. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Salate, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Nüsse, Eier und Honig sind von Natur aus glutenfrei. Auch Tofu, Sojamilch und Mozzarella in Salzlake sind verträglich. „Es gibt ein umfangreiches Angebot an glutenfreien Lebensmitteln, sodass Betroffene auf Brot, Nudeln und Kuchen nicht verzichten müssen“, so die Expertin weiter. Und wer selbst backt und kocht, kann ganz sicher sein, dass er nur Zutaten verwendet, die dem Körper guttun.

Vorsicht bei bestimmten Lebensmitteln

Vorsicht geboten ist zum Beispiel bei Wurstwaren, Joghurt, Eiscreme, Pudding, Schokolade oder Fertiggerichten, in denen glutenhaltiges Mehl als Bindemittel steckt. Bier und Malzbier enthalten ebenfalls Gluten, und auch in Pommes frites, Kroketten, Kartoffelpuffer, Frischkäsezubereitungen mit Kräutern, Nuss-Nougat-Cremes, Ketchup, Senf und Chips kann es vorkommen. Industriell gefertigte Lebensmittel ohne Gluten sind gekennzeichnet. Bei loser Ware sollten Betroffene nachfragen.

Tipp: Auch Medikamente überprüfen

Da auch Arzneimittel das Getreideeiweiß enthalten können, empfiehlt es sich, die Inhaltsstoffe ebenfalls zu prüfen oder sich in der Apotheke oder Arztpraxis beraten zu lassen. Vor der Zubereitung glutenfreier Mahlzeiten muss das Kochgeschirr sorgfältig gereinigt werden, am besten hält man ein separates Geschirr für Menschen mit Zöliakie bereit. Glutenhaltige und glutenfreie Lebensmittel sollten getrennt gelagert werden.

Expertin: Umstieg nur bei gesicherter Diagnose

Zunehmend stiegen auch Nicht-Betroffene auf glutenfreie Lebensmittel um, weil sie bei sich eine Unverträglichkeit vermuteten oder hofften, gesünder zu leben, berichtet Semra Köksal. Das sei aber nur bei einer ärztlich gesicherten Diagnose sinnvoll, betont die Ernährungsexpertin. Vor allem Getreide enthält eine Vielzahl an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Darum kann der Verzicht zu einer Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen führen. Versicherte der AOK können bei Allergien und Unverträglichkeiten eine Ernährungsberatung nutzen. Voraussetzung ist eine Verordnung des Arztes. (AOK)