Reiterszene trauert um Jonny Hilberath
Als Co-Bundestrainer im Duett mit Monica Theodorescu hat der 69-Jährige, der am 25. Juni seinen runden Geburtstag gefeiert hätte, großen Anteil an den Erfolgen der deutschen Reiterinnen und Reiter gehabt. Über 40 Medaillen sammelte er seit 2012 bei großen Championaten wie Europa- und Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.
2012, nach dem Tod seines Freundes Holger Schmezer, hatte der gebürtige Schleswig-Holsteiner kurz entschlossen das Amt des Bundestrainers bei Olympia in London übernommen. Eigentlich wollte er sich danach wieder mehr um seine Reiterei und die Ausbildung auf der heimatlichen Anlage in Abbendorf in der Nähe von Scheeßel kümmern. Aber es kam anders, gemeinsam mit Monica Theodorescu blieb Hilberath als Co-Bundestrainer im Amt.
Er hatte seine ganz eigene Reitphilosophie
Er hat alle deutschen Spitzenreiterinnen und -reiter trainiert und betreut, hat sein Wissen vermittelt, hat versucht, seine Reitphilosophie weiterzugeben. Die Philosophie, immer zuerst ans Pferd zu denken, das Pferd zu fühlen. Und selbst, wenn er Pferd und Reiter nur von „unten“ gesehen hat, konnte er mehr fühlen als viele, die oben im Sattel gesessen haben. Selbst mir, der nie selbst geritten ist, hat er das Dressurreiten in unzähligen Stunden, die ich seinem Unterricht als Zuschauer und Zuhörer beigewohnt habe, ganz nahe gebracht. Denn er hat sich hineinversetzt in den Vierbeiner und den Reiter gleichermaßen. Und konnte erklären.
Jonny Hilberath hat die Reiterei von der Pike auf gelernt. Er hat Springen geritten, Vielseitigkeit und später dann Dressur. Anfang der 90er Jahre, als er für den Stall von Detlef Saul in Bremerhaven geritten hat, war Jonny auf den ländlichen Turnieren unterwegs. Es stellten sich aber auch die ersten Erfolge im Grand-Prix-Sport ein, 1992 wurde er Berufsreiterchampion, es folgten viele Siege und Platzierungen im Grand-Prix-Sport.
Er hat seine Bodenständigkeit nie verloren
Später wechselte er von Bremerhaven in den Stall von Anke Dieckell nach Elmlohe, ehe er mit Ehefrau Anika nach Abbendorf zog. Dort haben sich Dressurreiterinnen und -reiter aus aller Welt eingefunden, um mit Jonny Hilberath zu trainieren. Und trotz der weltweiten Anerkennung hat er nie vergessen, woher er kommt. Aus dem ländlichen Raum, der ländlichen Reiterei. Der hat er ganz viel gegeben.
Er hat einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass die Elmloher Reitertage heute ein Top-Standort in der deutschen Dressurszene sind. Denn Elmlohe, das war auch ein bisschen „sein Elmlohe“, für das er sich eingesetzt hat.
Erfolge, die Ausbildung von Pferd und Reiter, viele tolle Tage und Abende auf den Turnieren überall in der Welt, das ist aber nur die halbe Geschichte über Jonny Hilberath. Denn ganz nebenbei war er ein großartiger Mensch. Er war für viele Reiterinnen und Reiter, Pferdebesitzer, Richter, Trainerkollegen und seine Freunde eine große Bereicherung in ihrem Leben. Jonny Hilberath hatte immer ein offenes Ohr, immer einen guten Rat. All das wird künftig fehlen.