Kajensperrung und Mitgliederschwund - so steht es um den KVU Bremerhaven

Kajensperrung und Mitgliederschwund - so steht es um den KVU Bremerhaven

Die gesperrte Kaje des tidenunabhängigen Anlegers an der Ludwigstraße in Bremerhaven macht dem Kanuverein Unterweser (KVU) zu schaffen. Die neue Vorsitzende, Sonja Tolle und Pressereferent Marten Mattheis erzählen, wie es um den Verein steht.

„Wir wollen kein Trübsal blasen“

Kanuverein Unterweser kämpft mit Kajensperrung und Mitgliederschwund

Nachdem 2022 der Moleturm in Bremerhaven abgesackt ist, wurden vorsorglich sämtliche einsturzgefährdete Kajen abgesperrt. Auch die am KVU-Anleger an der Alten Geestebrücke. Bis vor kurzem stand dort noch ein Bauzaun, nun ist sogar ein fester Zaun gebaut worden. Betreten dürfen ihn die Mitglieder des Vereins nur zur Pflege des Grundstücks.

Ein Ausweichanleger auf der anderen Straßenseite vor dem Historischen Museum sollte im Juni 2023 fertig sein, um den Kanuten von dort aus das Einsteigen zu ermöglichen. Fertig war er letztlich erst im September - zum Ende der Saison.

Sanierungsplan der Kajen steht

Einen Sanierungsplan für die maroden Kajen gibt es bereits. Dieser legt jedoch nur fest, welche Kajen restauriert werden müssen und in welcher Reihenfolge. Wann das Ganze stattfinden wird und wer die Kosten von mehreren Millionen Euro trägt, wird derzeit noch diskutiert.

„Die Aufstellung des städtischen Haushaltes 2024 und 2025 ist derzeit Gegenstand von Beratungen“, so Stadtrat Hans-Werner Busch, Baudezernent der Bremerhavener Entsorgungsbetriebe (EBB).

Sturm zerstört neuen Anleger

Heißt: Wann die Mitglieder des Vereins, die außer Kanu auch Kajak, Drachenboot und Auslegerkanu fahren, ihren Anleger wieder nutzen können, ist noch ungewiss. Dazu kommt, dass ein Sturm im Oktober 2023 den DLRG-Steg neben dem „neuen“ Anleger zerstört hat.

Dieser ist mit einem Kran ausgestattet, der die Boote tidenunabhängig ins Wasser bringt. Er wird derzeit repariert und sollte zum 1. Juni eigentlich wieder vor Ort liegen. Doch das hat nicht geklappt. Auch hier heißt es für den KVU wieder - abwarten.

Sport unter erschwerten Bedingungen

Aktuell ist der Zugang zum noch vorhandenen Steg nur über eine Leiter und nur bei Hochwasser erreichbar. Bei Niedrigwasser ist der Einstieg quasi unmöglich und verhindert den Sportlern das Training. Die Boote müssen außerdem immer vom Vereinshaus auf der anderen Straßenseite herübergetragen werden.

Durch die Sanierung der Geestebrücke werden sie dadurch zumindest nicht mehr vom Straßenverkehr gefährdet. Die Sanierung hat laut Pressereferent Marten Mattheis „außer Lärm keine weiteren Auswirkungen“ auf die derzeitige Lage.

Sonja Tolle steigt über eine Leiter auf den Steg, Marten Mattheis muss sie festhalten.

© Scheschonka

Sonja Tolle steigt über eine Leiter auf den Steg, Marten Mattheis muss sie festhalten.

Vereinsleben nur eingeschränkt möglich

Das Vereinsleben ist durch die gesperrte Kaje erheblich eingeschränkt. Das Vereinshaus wird kaum genutzt. Im ehemaligen Servicehaus der Wassersportler in der Bussestraße wurde dem Verein jedoch vom Sportamt der Stadt Bremerhaven eine Ausweichmöglichkeit bereitgestellt, hebt Vorsitzende Sonja Tolle lobend hervor.

Sie hatte das Amt im März 2024 erst übernommen, nachdem ihr Vorgänger Stefan Wagner nach zehn Jahren Vorsitz nicht erneut zur Wahl angetreten war. Die Mitgliederzahlen seien so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Mitglieder sind eine eingeschworene Gemeinschaft

„Sonst waren es immer 100 bis 120, momentan haben wir ungefähr 80“, so Tolle. Diese seien aber eine eingeschworene Gemeinschaft. Manche seien schon von Kindesbeinen an im Verein aktiv, einige mittlerweile sogar im Vorstand.

Das Training für den anstehenden Drachenboot-Cup am 8. Juni im Fischereihafen habe das „Fun-Team“ im Fischereihafen absolviert. Vereine wie „Frohe Fahrt“, der LTS und der Wassersportverein Wulsdorf hilft den anderen Sportlern, die Kajak oder Auslegerkanu fahren wollen, wenn der Anleger für das Training nicht nutzbar ist.

Auslegerkanu auf einem Steg, daneben ein Entenpaar.

© Scheschonka

Bei Niedrigwasser sind Vögel oft die einzigen Besucher. Das einzigartige Auslegerkanu kann dann nicht genutzt werden.

Schon andere Grundstücke gesucht

Marten Mattheis und Sonja Tolle wünschen sich eine bessere Kommunikation, eine Information, ob und wann die Kaje restauriert wird. „Wenn es heißt, die wird in fünf Jahren oder gar nicht mehr gemacht, könnte man wenigstens planen“, so Mattheis.

Tolle ergänzt, man habe sich auch schon auf die Suche nach anderen Grundstücken begeben, jedoch keins so nah an der Weser gefunden wie das an der Ludwigstraße.

„Wir verstehen ja auch die Priorität, dass unsere Kaje erst später im Sanierungsplan steht als etwa ein Wohnhaus. Aber dass man so gar nicht weiß, wie es weitergeht, ist schwierig“, so Mattheis.

Mitgliederwerbung eingeschränkt

Solange die Kaje, beziehungsweise der DLRG-Steg nicht wieder hergestellt ist, müsste man sich auch mit Mitgliederwerbung zurückhalten, sagt Sonja Tolle. „Man will ja keine Mitglieder werben, wenn man den Sport nur eingeschränkt anbieten kann.“ Trotzdem, ergänzt Marten Mattheis, wolle man „kein Trübsal blasen“.

Sie seien ein „stabiler Verein mit tollen Mitgliedern“, die eben jetzt das Beste aus der Situation machen müssten. Der Traditionsverein, der seit 1928 besteht, planen zum 100-jährigen Bestehen 2028 große Feierlichkeiten. Wenn die Kaje bis dahin repariert wäre - „das wäre ein Traum“, sagt Sonja Tolle.

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Erstellt:
09.06.2024, 17:48 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec

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