Nur der Kapitän spricht mit dem Referee: DFB prüft Ausweitung

Nur der Kapitän spricht mit dem Referee: DFB prüft Ausweitung

Unbeteiligte sind sich einig. Die neue UEFA-Regel, nach der ausschließlich der Kapitän bei dieser Fußball-EM berechtigt ist, mit dem Schiedsrichter zu sprechen, entfaltet ihre Wirkung in voller Ausprägung. Und wird bald auch in den Ligen umgesetzt?

Das Ende der Rudelbildungen?

Nur der Kapitän spricht mit dem Referee: DFB prüft Ausweitung

Rudelbildungen und ellenlange Debatten sind bei diesem Turnier die absolute Ausnahme. Wer sich beschwert, bekommt zumeist direkt Gelb. Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma war einer der ersten Akteure, der zu heftig meckerte und im Gruppenspiel gegen die Spanier früh die Gelbe Karte sah.

Begeisterung bei den Spielern nicht besonders groß

Allerdings war die Begeisterung bei den Spielern, wenig überraschend, anfangs nicht überall besonders groß. „Als wir das vor dem Start gehört haben, waren wir schon ein bisschen irritiert und wussten nicht, inwiefern das zum Problem wird“, sagt Deutschlands Sechser Robert Andrich. „Aber wir machen es bisher gut und werden es weiter durchziehen. Am besten gar nicht so viel drüber nachdenken.“

In der Tat wirkt gerade die DFB-Elf recht diszipliniert. Einen Karton wegen zu lauter Beschwerden sah bisher nur Trainer Julian Nagelsmann am Samstag im Achtelfinale – kurz nachdem sich Joachim Andersen, der Unglücksrabe der Dänen, zu intensiv beklagt hatte.

Unparteiische werfen nicht mit Gelb um sich

Der Gastgeber geht jedenfalls bislang diszipliniert und souverän mit der Vorschrift um. Die Bedenken, die auch Spielführer Ilkay Gündogan vor dem ersten Anstoß äußerte, wurden größtenteils zerstreut. „Es liegt auch dran, was die Referees draus machen. Ich hoffe, sie verstehen, dass wir auch Emotionen mitbringen“, hatte der 33-Jährige gesagt.

Doch die Unparteiischen werfen nicht mit Gelb um sich, sobald ein anderer Spieler als der Captain in ihrer Nähe auftaucht. Der nächste Schritt liegt nun auf der Hand. Auch in den heimischen Profiligen könnte das Diskutierverbot bald greifen.

DFB verfolgt die Entwicklung beim Turnier

Zumindest ließ der DFB auf Anfrage ausrichten: „Wir verfolgen die Auftritte und Leistungen der Schiedsrichter bei der Europameisterschaft sehr genau und werten die Erkenntnisse aus dem gesamten Turnier gründlich aus. Dazu gehört auch die Umsetzung der Anweisung, dass nur der Kapitän der Mannschaft, die über eine Entscheidung diskutieren möchte, den Schiedsrichter ansprechen darf“, heißt es in einer Antwort aus der Verbandszentrale in Frankfurt.

Klärung nach der EM

Ob die Anweisung auch im deutschen Profifußball künftig zum Tragen kommt, ist noch offen. „Wir besprechen das intensiv auch gemeinsam mit der DFL und den Zuständigen für den Spielbetrieb in der 3. Liga und den DFB-Pokal. Nach dem Ende der EM und dem Abschluss der Auswertung wird es dazu eine Erklärung geben“, heißt es.

Andrich, auf dem Rasen auch durchaus laut, wäre mit einer Übertragung in die Bundesliga allerdings gar nicht so glücklich. „Nein, begrüßen würde ich das nicht“, sagte er auf Nachfrage. Dabei hat auch der Leverkusener sich bislang problemlos angepasst.

Ihr Autor

Thomas Rellmann

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Erstellt:
01.07.2024, 15:58 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec

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