Streitlustig und immer geradeaus: Trauer um Fußball-Legende Egon Coordes

Streitlustig und immer geradeaus: Trauer um Fußball-Legende Egon Coordes

Kein Bremerhavener Fußballer war erfolgreicher als Egon Coordes. Und keiner war so meinungsstark und streitlustig. Als Trainer eckte er oftmals an. Nun ist Egon Coordes im Alter von 80 Jahren gestorben, wie seine Familie bestätigte.

Streitlustig und immer geradeaus

Trauer um Bremerhavens erfolgreichsten Fußballer Egon Coordes

Vor einem Jahr, kurz vor seinem 80. Geburtstag am 13. Juli 2024, ging es Egon Coordes schon nicht mehr gut. Der Fuß bereitete Schmerzen, ganz allgemein war er körperlich geschwächt, wie er im Gespräch mit der NORDSEE-ZEITUNG erzählte. Ausgerechnet er, dem Sport, Fitness und Gesundheit immer so wichtig waren.

Aber streitlustig, das war der ehemalige Fußballprofi auch mit fast 80 Jahren wie eh und je: „Das sieht teilweise aus wie Altherrenfußball: nur 20-Meter-Pässe“, schimpfte Coordes über die Spiele der Fußball-Europameisterschaft, die damals gerade in Deutschland stattfand. „Ich habe da andere Werte.“

 Egon Coordes gestikuliert.

© Arnd Hartmann

Egon Coordes war immer meinungsstark, was den Fußball angeht - so wie hier bei einer Talkrunde der NORDSEE-ZEITUNG.

Geradlinigkeit ist einer davon. Im Leben wie im Fußball. Als Spieler war Coordes, der am 13. Juli 1944 im damaligen Wesermünde geboren wurde, ein knallharter Verteidiger. Seine Spielweise beschrieb er einmal trocken in wenigen Worten: „Wer an mir vorbei wollte, war selbst schuld.“ Die Trainer schätzten seine kompromisslose Spielweise. 157 Partien absolvierte Egon Coordes als Bundesligaspieler, zunächst für Werder Bremen, später für den VfB Stuttgart.

Bei Werder Bremen zum Fußballprofi geworden

Mit zehn Jahren hatte Coordes 1954 bei der Leher TS mit dem Fußballspielen begonnen. Und sich später ins Blickfeld des damals größten Vereins der Stadt gespielt: TuS Bremerhaven 93. Groß war der Stolz, als er 1967 erstmals für den damaligen Regionalligisten auflief. Nach zwei Jahren wechselte der gelernte Maschinenschlosser zu Werder Bremen und wurde Profi.

Der Kontakt zu „seinen“ 93ern hielt aber sein Leben lang. Bis ins hohe Alter hinein gab es Treffen mit ehemaligen Spielern in Bremerhaven, auch als Coordes längst im tiefen Bayern wohnte. Da wurde viel erzählt und gelacht. So streng der „Schleifer“ als Trainer war, als Mensch war er immer nahbar. Und er hatte Humor.

Zwei Männer in Catcher-Pose

© NZ-Archiv

Der „Schleifer“ hatte auch Humor: Catch-Promoter Otto Wanz (links) und Ex-OSC-Trainer Egon Coordes 1990 bei einem Showkampf in der Stadthalle Bremerhaven.

Seit mehr als 20 Jahren lebte Coordes mit seiner zweiten Frau Sigrid und Sohn Tim in Buxheim bei Memmingen, rund 100 Kilometer von München entfernt. Bremerhaven blieb aber immer ein Stück Heimat. Zum einen, weil er immer gerne seine Mutter und den Rest der Familie in der Seestadt besuchte. Egon Coordes hatte vier Geschwister. Die Brüder Alfred und Manfred und die Schwestern Helga und Almuth, die bereits verstorben ist.

Aus seiner ersten Ehe hat Coordes zudem eine Tochter (Claudia) und einen Sohn. Alfred, benannt nach Egons Vater. Der hat die große Karriere seines Sohnes nicht verfolgen können. Er starb kurz vor Egons erstem Spiel für Bremerhaven 93.

Der Kontakt nach Bremerhaven war immer da

Auch aus seiner Zeit als Trainer pflegte Coordes Kontakte nach Bremerhaven. Nach seinem Karriereende als Spieler wurde er Trainer bei Bremerhaven 93, der dann im OSC Bremerhaven aufging. Mit dem OSC stieg er Ende der 70er-Jahre zweimal in die Zweite Liga Nord auf.

Egon Coordes

© NZ-Archiv

Egon Coordes begann seine Trainerkarriere bei Bremerhaven 93. Dort war er auch als Spieler aktiv.

Der „Schleifer“ wechselte danach in den ganz großen Fußball, war unter anderem Cheftrainer beim VfB Stuttgart, Hamburger SV und Hannover 96. Coordes eckte an. Vom HSV schied er im Groll, weil er forderte, dass mehrere Spieler nach einem Discobesuch suspendiert werden. Doch der Vorstand entschied anders. Die Spieler hatten sich in einer Abstimmung gegen ihn ausgesprochen und Coordes musste nach nur einem halben Jahr gehen.

Sechs große Titel mit FC Bayern München

Die meiste Zeit seines Trainerlebens, rund zwei Jahrzehnte, verbrachte er beim FC Bayern München. Viele Jahre als Co-Trainer, unter anderem von Udo Lattek, Jupp Heynckes und Giovanni Trapattoni. Vier Meistertitel und zwei Pokalsiege holte er in dieser Zeit. Sein Job war es vor allem, die Spieler fit zu machen - die perfekte Aufgabe für den Disziplinfanatiker.

„Der FC Bayern hat Egon Coordes sehr viel zu verdanken“, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer in einer Würdigung. „Er stand nie in der ersten Reihe und hatte dennoch einen großen Einfluss und seinen Anteil an den Erfolgen in den 90er Jahren.“ Auch sein Ex-Club Werder Bremen würdigte den Ex-Profi in einem Statement: „Egon Coordes bleibt als stets geradliniger Mensch, der sich nicht verbiegen ließ, in Erinnerung. Er wollte nie im Mittelpunkt stehen, konnte seine Fähigkeiten am besten im Hintergrund einbringen“, sagte Hubertus Hess-Grunewald, Präsident des SV Werder Bremen.

„Ich war ein kleines Rädchen in einem großen Rad“, sagte Coordes bescheiden über seine Zeit beim erfolgreichsten deutschen Fußballclub FC Bayern. Seine Trainerkarriere brachte Coordes auch ins Ausland, zum Beispiel nach Österreich (Rapid Wien), in die Schweiz (FC Luzern), die Vereinigte Arabische Emirate (Al-Ahli), Saudi-Arabien (Al-Khaleej) und in den Iran, wo er Trainer der Olympia-Auswahl war.

Zwei Männer mit der Meisterschale

© imago images

Als Co-Trainer von Jupp Heynckes (links) wurde Egon Coordes mit dem FC Bayern deutscher Meister.

Für den FC Bayern arbeitete er später noch lange Jahre als Talentspäher. Auch diesen Job liebte er sehr. Dennoch war der Kontakt zu den Bayern und zum Profifußball im Allgemeinen in den vergangenen Jahren abgerissen. „Mit dem Profifußball bin ich durch, auch die Bayern-Spiele schaue ich nicht mehr“, sagte er kurz vor seinem 80. Geburtstag.

Bis ins hohe Alter hielt Coordes sich fit, spielte leidenschaftlich Tennis und ging regelmäßig laufen. Bis es körperlich in den vergangenen Jahren etwas schlechter wurde. „Ich habe leidenschaftlich alles gegeben und ich möchte keine Stunde missen“, sagt Coordes über seine Karriere im Fußball. Am 17. Juni ist Bremerhavens erfolgreichster Fußballer im Alter von 80 Jahren verstorben.

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Erstellt:
19.06.2025, 12:51 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 39sec

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