Wer kennt sie nicht?
Seabisciut
In den 1930er Jahren war Seabiscuit ein eher unscheinbares Vollblutpferd mit stämmigen Beinen und einem ungewohnten Gang. Anfangs zeigte er wenig Ehrgeiz und verbrachte die meiste Zeit mit Schlafen und Fressen. Für 8.000 Dollar wurde Seabiscuit an den Automobilunternehmer Charles Howard verkauft, der nach dem Verlust seiner Familie eine neue Herausforderung suchte.
Unter der Betreuung des eigensinnigen Trainers Tom Smith, wo sich Seabiscuit sogar einen Stall mit einem Affen und einem kleinen Hund teilen musste, begann die Wende. Durch Zufall wurde der ehemalige Boxer und fast blinde Jockey Red Pollard sein Reiter – der Einzige, der sich dem schwer zu bändigenden Pferd annähern konnte.
Trotz eines holprigen Starts entstand zwischen beiden eine enge Bindung, die sie zu zahlreichen Siegen führte. Laut Seabisciut Heritage Fundation steht Seabiscuit auf Platz 25 der 100 besten amerikanischen Rennpferde des 20. Jahrhunderts.
Rocinante
Rocinante ist ganz anders – er kam aus der Fantasie eines Autoren namens Miguel de Cervantes. Laut encyclopedia war es das etwas schrullige, fiktive Pferd eines träumerischen Ritters, Don Quijote, der die Welt voller Abenteuer sehen wollte.
Rocinante war zwar nur ein Gaul und mochte vielleicht keine Rennbahn, aber für Don Quijote war er nicht nur ein wahrer Freund, sondern auch sein Alter Ego.
Halla
Halla war eine berühmte Hessische Warmblutstute, die als die „Wunderstute“ bekannt wurde. Zusammen mit ihrem Reiter Hans Günter Winkler errang sie im Springsport große Erfolge.
Bei den Olympischen Spielen 1956 in Stockholm gewann Halla Gold sowohl im Einzel- als auch im Mannschaftsspringen – obwohl ihr Reiter verletzt war. Auch 1960 sicherte sie sich mit der Mannschaft erneut den Olympiasieg. Zudem wurde sie 1954 und 1955 Weltmeisterin im Springreiten. In seinem Artikel „Die berühmte Halla“ erzählt unter anderem der deutsche Schriftsteller Herbert Plate von ihren Erfolgen und ihrem Legedenstatus.
Ihr zu Ehren wurde vor dem Deutschen Olympiadekomitee für Reiterei in Warendorf ein Denkmal errichtet. Außerdem verbietet die Deutsche Reiterliche Vereinigung seit Hallas Tod 1979, den Namen „Halla“ für andere Turnierpferde zu verwenden.
Marengo
Marengo gehörte einem Kaiser. Nein, nicht irgendeinem, sondern Kaiser Napoleon! Dieses Pferd war mutig und treu, zog mit seinem Reiter durch viele aufregende Schlachten. Wie in einem Artikel von pferd.de nachzulesen ist, verdankt der Hengst seinen Namen der Schlacht bei Marengo. Dort soll der Schimmel trotz eines Streifschusses ruhig geblieben sein.
Das Pferd wurde 38 Jahre alt, und sein Skelett, das in der Halle des Chelsea Museums in London ausgestellt ist, zieht bis heute zahlreiche Besucher aus aller Welt an.
Eclipse
Im 18. Jahrhundert gewann Eclipse beeindruckende 18 Rennen in Folge und ist bis heute von einer legendären Aura umgeben. Das britische Rennpferd wurde während einer Sonnenfinsternis geboren, was auch seinen Namen erklärt, und es gelang niemandem, ihn im Wettkampf zu besiegen.
In seinem Buch „Eclipse – The story of the rogue, the madam and the horse that changed racing“ erzählt Nicholas Clee die unglaubliche Geschichte des legendären Rennpferds.

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Pferdenamen spiegeln oft den Charakter des Tieres wider. Aber auch witzige Namen werden gesucht. Dieses Pferd könnte vielleicht „Sunset“ heißen.
Wie bekommen Pferde eigentlich ihre Namen?
Manchmal fangen Pferdenamen mit dem gleichen Buchstaben an wie der Name der Mutter. So merkt man gleich, zu welcher Familie das Pferd gehört. Andere Zuchtverbände nehmen jedes Jahr einen neuen Anfangsbuchstaben. So weiß jeder, wie alt das Pferd ungefähr ist. Beim Vater kann es auch einen Hinweis im Namen geben: Manche Verbände finden es wichtig, die Hengstlinie im Namen sichtbar zu machen. Manche dieser Regeln sind Pflicht, andere kann man sich aussuchen – je nachdem, wo das Pferd herkommt.
Aber das Allerschönste ist: Es ist erlaubt, die Fantasie spielen zu lassen! Toll klingende Namen, die zu den Pferden passen und ihre Geschichten erzählen, machen die Pferde erst richtig lebendig. Für einen Profireiter spielt es wahrscheinlich kaum eine Rolle, ob er mit Poor Boy, Ratzeputz oder Jus de Pomme (Französisch für Apfelsaft), einen großen Preis gewinnt.
Von Glückspilz bis Wolkentänzer
Amateure sehen das aber oft anders: Namen wie Zauberfürst, Bestseller, Dressage Royal, Grand Charmeur, Wolkentänzer oder Glückspilz stehen dafür. Humorvolle Namen sind hingegen eher selten, Beispiele dafür sind Geliebte, Mittwoch, Warts ab, Not for sale, Piccolino für ein sehr großes Pferd oder Goliath für das Pony.
So sind diese Namen wie Geschichten voller Mut, Freundschaft oder einfach nur witzig. Ganz egal, ob Seabiscuit, Halla, Marengo, Eclipse oder Not for sale – jedes Pferd hat seinen eigenen Zauber.

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Pferd und Mensch bilden eine persönliche Einheit. Die Namensgebung ist daher immer subjektiv.

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Im Sonnenuntergang reitet eine Person auf der Galoppbahn Sam Drinkwater Granary Stables im britischen Hereford.

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Ein idyllischer Moment im Sonnenuntergang. Dieses Pferd genießt offensichtlich die letzten Stunden des Tages.