Möpse

Ja sie sind süß: Möpse, Chihuahuas und Co. Was viele aber nicht sehen, sind die gesundheitlichen Probleme, mit denen unsere geliebten Haustiere leben müssen.

Foto: Peter Kneffel/dpa

Tierwelt
Gesundheit

Sind Hunde nur noch ein Mode-Accessoire?

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Von dpa
30. September 2023 // 16:37

Möpse und Co.: Hunde die nur auf den ersten Blick richtig süß sind. Denn oft kämpfen sie mit fatalen gesundheitlichen Problemen. Tierpathologe Achim Gruber nennt sie „Geschundene Gefährten“ und will mit seinem neuen Buch aufklären.

Sie sind Kind-Ersatz, Statussymbol, Accessoire für stylishe Instagram-Bilder: Hunde spielen heute meist eine ganz andere Rolle als noch vor wenigen Jahrzehnten. Besonders gefragt sind zum Beispiel die sogenannten Handtaschen-Hunde. Mini-Varianten von Pudel, Zwergspitz oder Australian Shepherd. Super niedlich - aber alles andere als super gesund.

Buch soll über Hundezucht aufklären

Auch beliebt: extravagante Farben. Silbernes oder bläuliches Fell zum Beispiel. „Diese verdünnten Farben sehen sehr hübsch aus, aber es handelt sich nicht einfach um Farbvarianten, sondern um echte Missbildungen, um Gendefekte“, sagt der Tierpathologe und Autor Achim Gruber der deutschen Presseagentur. Das kann zu Pigmentierungsstörungen, Haarausfall und Hautproblemen führen.

Der Professor am Institut für Tierpathologie der Freien Universität Berlin will mit seinem Buch „Geschundene Gefährten“ über die Irrwege in der Rassezucht aufklären und Lösungen aufzeigen. Es erscheint am 2. Oktober.

Viele Hunderassen sind krank gezüchtet

Gruber bemängelt die jahrzehntelange Zucht hin zu krankmachenden Äußerlichkeiten, wie zum Beispiel die Kopf- und Schnauzenform von Möpsen, die schwer atmen und schlecht hecheln können. Kurzköpfige Hunde haben laut Deutschem Tierschutzbund oft mit Haut-, Ohren- und Augenproblemen sowie Kiefer- und Zahnfehlstellungen zu kämpfen.

„Wir kennen heute weit über 80 verschiedene Krankheitsneigungen, Leiden und Sinnesstörungen, die als Nebenwirkungen der gewünschten extremen Zuchtziele entstanden sind“, sagt Gruber. Dem Tierpathologen sind weit mehr als 500 Erbkrankheiten beim Hund bekannt.

Mischlinge könnten eine Lösung sein

Eine Lösung sei zum Beispiel der sogenannte Retromops, bei dem andere Rassen eingekreuzt wurden, damit die Tiere wieder eine längere Nase und weniger gesundheitliche Probleme bekommen. Auch Designer-Dogs wie Labradoodles oder Maltipoos könnten ein Lösungsweg sein, weil sie Mischlinge sind.

Qualzuchten und illegaler Tierhandel sind ein Problem

Aber nicht nur das Züchten kranker Tiere, auch die Qualzuchten sind ein Problem. Laut Tierschutzgesetz sind die verboten. Umgesetzt werde das Gesetz aber kaum, kritisiert Gruber. Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein Gesetz, das klar definiert, was Qualzucht ist. Denn: „Was viele Halter niedlich finden, ist für die Tiere eine Qual“, erläutert Verbandssprecherin Lea Schmitz.

Der illegale Welpenhandel habe in der Corona-Zeit aufgrund des Haustier-Booms floriert, sagt Lea Schmitz. Beim illegalen Tierhandel seien zuletzt Französische Bulldoggen, Zwergspitze und Chihuahuas die Spitzenreiter gewesen - also Rassen, die unter Qualzuchtmerkmalen leiden. Dies habe eine Auswertung des Tierschutzbundes ergeben.

Hunde, Katzen und Co. sind keine Markenprodukte

„Nach meinem Eindruck verwechseln viele Menschen Hunde und Katzen mit Markenprodukten wie Autos oder Mode“, kritisiert Gruber. „Sie erwarten eine neue Lackierung, eine schickere Form, Farbe, einen neuen Spaßfaktor.“ Das Riesenproblem sei: „Die Varianten bei Hunden und Katzen sind eigentlich Missbildungen und genetische Störungen, die mit teils schwerem Leid und Schäden einhergehen können.“