Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes „Cannabis als Medizin“ im Jahr 2017 wurde es chronisch kranken Menschen erstmals ermöglicht, medizinisches Cannabis per ärztlicher Verschreibung legal zu beziehen.

Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes „Cannabis als Medizin“ im Jahr 2017 wurde es chronisch kranken Menschen erstmals ermöglicht, medizinisches Cannabis per ärztlicher Verschreibung legal zu beziehen.

Foto: Elsa Olofsson

Gesundheit

Bürokratie oder Schutz? Wie politische Regeln Patienten vom Schwarzmarkt fernhalten sollen

Von Content Team
7. August 2025 // 08:13

– und woran es noch hapert. Der Zugang zu medizinischem Cannabis ist in Deutschland seit 2017 gesetzlich geregelt. Doch obwohl der Gesetzgeber mit der Cannabisfreigabe auf Rezept einen klaren Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, ist die Versorgung für viele Betroffene noch immer ungewiss.

Grund hierfür sind neben Ablehnungen durch die Krankenkasse auch lange Wartezeiten auf Termine beim Facharzt. Dadurch steigt das Risiko, dass Patienten erneut auf den Schwarzmarkt ausweichen.

Politische Rahmenbedingungen: Fortschritt mit Einschränkungen

Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes „Cannabis als Medizin“ im Jahr 2017 wurde es chronisch kranken Menschen erstmals ermöglicht, medizinisches Cannabis per ärztlicher Verschreibung legal zu beziehen. Gesetzlich Krankenversicherte können die Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse beantragen, sofern eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Besserung besteht. Die Verschreibung erfolgt auf einem Betäubungsmittelrezept.

2024 wurde der Zugang nochmals gelockert. Inzwischen wird kein Betäubungsmittelrezept mehr benötigt und der Genehmigungsvorbehalt entfällt, wenn das medizinische Cannabis von Ärzten mit entsprechender Fachrichtung verschrieben wird. Bei einer Verordnung über den Hausarzt muss vorab eine Genehmigung durch die Krankenkasse eingeholt werden.

Zwar wollte der Gesetzgeber den Zugang erleichtern, doch bei den Patienten herrscht noch immer Unsicherheit. Zusätzlich werden nach wie vor viele Anträge auf Kostenübernahme abgelehnt. Durch die gesetzliche Lockerung müssen die Patienten jedoch nicht auf den Schwarzmarkt zurückgreifen. Stattdessen schließen Online-Plattformen die Versorgungslücke und ermöglichen Cannabis auf Rezept online zu beziehen.

Zwischen Gesetz und Realität: Warum Patienten weiter durch das Raster fallen

Trotz solcher Fortschritte bestehen zentrale Schwachstellen im System. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland medizinisches Cannabis benötigen, wächst. Die schwammige Formulierung des Gesetzgebers bietet jedoch Interpretationsspielraum, was in vielen Fällen zu einer Ablehnung führt. Der Begriff ist rechtlich gewollt offen gehalten, doch in der Praxis wird er oft restriktiv ausgelegt. Also selbst wenn Patienten von Cannabis profitieren könnten, bleibt ihnen der Zugang verwehrt, wenn der medizinische Nutzen nicht eindeutig belegbar ist.

Auch wenn eine Indikation vorliegt, müssen die Patienten häufig wochenlang auf die Genehmigung durch die Krankenkasse warten, was zu weiteren Verzögerungen in der Behandlung führt. In ländlichen Regionen fehlt es außerdem an Ärzten mit entsprechender Erfahrung oder Bereitschaft zur Verordnung. In dieser Versorgungslücke wächst der Druck. Wer trotz medizinischer Indikation keinen Zugang erhält, sucht nach Lösungen.

Digitale Plattformen als Brücke zwischen Anspruch und Versorgung

Um die bestehenden Versorgungslücken beim medizinischen Cannabis zu schließen, gewinnen digitale Angebote zunehmend an Bedeutung. Telemedizinische Plattformen bieten die Möglichkeit, die ärztliche Indikation und Rezeptausstellung vollständig digital abzuwickeln. In vielen Fällen wird das Rezept direkt an eine kooperierende Apotheke weitergeleitet und die Medikamente, Blüten oder Extrakte per Postversand zugestellt. Gerade für Menschen in strukturschwachen Regionen oder mit eingeschränkter Mobilität bieten die Online-Anbieter einen unkomplizierten Zugang zur Cannabis-Therapie.

Die digitale Versorgung reduziert nicht nur bürokratische Hürden, sondern ermöglicht eine rechtssichere Behandlung ohne lange Anfahrtswege oder Wartezeiten. Die Plattformen bieten eine Alternative für alle, die im konventionellen System bisher keine ausreichende Unterstützung fanden und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Allerdings erfolgt die Verschreibung auf einem Privatrezept, was bedeutet, dass die Kosten selbst getragen werden müssen.

Perspektive: Entlastung durch Reform oder Verschärfung durch Kontrolle?

Mit der allgemeinen Teillegalisierung von Cannabis zu Genusszwecken im Jahr 2024 ist die Debatte über medizinische Anwendungen in eine neue Phase getreten. Einige Experten hoffen auf eine Entlastung des medizinischen Bereichs, etwa durch weniger Vorurteile oder bessere Aufklärung. Andere fürchten eine Verschärfung der Kontrollmechanismen, wenn medizinischer und privater Konsum stärker voneinander abgegrenzt werden müssen.

Dabei dürfen jedoch die Patienten nicht vergessen werden, die auf Linderung ihrer Symptome hoffen. Wer medizinisches Cannabis benötigt, braucht einen rechtssicheren und einfachen Zugang. Digitale Plattformen zeigen, wie das trotz bestehender Bürokratie funktionieren kann. Ohne eine tiefgreifende Reform der Rahmenbedingungen bleiben viele Patienten weiter im Spannungsfeld zwischen Therapiebedarf und Systemhürden.

Fazit: Der Weg bleibt steinig – doch Lösungen sind sichtbar

Deutschland hat sich mit der Legalisierung medizinischen Cannabis auf einen verantwortungsvollen Weg begeben. Die Absicht, Patienten vom Schwarzmarkt fernzuhalten und gleichzeitig eine sichere Versorgung zu garantieren, ist erkennbar. Doch trotz der Fortschritte steht nun wieder eine strengere Überwachung im Raum, was den Patienten die Verschreibung wieder erschwert.

Hier braucht es politische Nachjustierungen, um den Zugang für alle Betroffenen zu ermöglichen. Einige Anbieter füllen bestehende Lücken bereits heute und liefern wertvolle Impulse für eine moderne Patientenversorgung. Doch echte Entlastung kann nur gelingen, wenn digitale Ansätze und gesetzliche Rahmenbedingungen künftig stärker zusammengedacht werden.