
Die seit April verkaufte Fähre „Moby Drea“ liegt derzeit in der Brodosplit-Werft im kroatischen Split. Wegen eines Streits um die geplante Asbestsanierung soll das Schiff das Land nun innerhalb einer Woche verlassen.
Foto: Brodosplit-Werft
Asbeststreit in Split: Kroatien verweist „Moby Drea“ der Hoheitsgewässer
Die geplante Asbestsanierung auf dem Fährschiff „Moby Drea“ sorgt in Split für Proteste – nun greift die kroatische Regierung durch. Die Werft verteidigt sich, der Eigner schweigt. Und die 50 Jahre alte Fähre steht plötzlich vor dem Rauswurf.
Seit Anfang August liegt die italienische Fähre „Moby Drea“ auf der kroatischen Brodosplit-Werft in Split zur Sanierung – darunter eine Asbestsanierung. Viele Bewohner der angrenzenden Stadt protestieren gegen die Arbeiten.
Das kroatische Ministerium für Meer, Verkehr und Infrastruktur hat nun angeordnet, dass das mittlerweile 50 Jahre alte Schiff innerhalb von sieben Tagen die Werft und die kroatischen Hoheitsgewässer verlassen muss. Gespräche auf Regierungsebene führten zu dieser Entscheidung. Grund seien neue Feststellungen zu Abfallbehandlung und Rechtsvorschriften. Die Frist berücksichtigt die Zeit für die Organisation eines besatzungslosen Abtransports.
Genehmigungen und die Frage der Verantwortung
Brodosplit verweist in einer Stellungnahme auf „jüngste Medienberichte“ und betont, dass alle zuständigen Inspektionen auf dem Schiff stattgefunden hätten. Umwelt- und Arbeitsschutzbehörden hätten festgestellt, dass „der Durchführung der Arbeiten zur Entfernung der asbesthaltigen Trennwände keine Hindernisse entgegenstehen“, da alle vorgeschriebenen Maßnahmen ergriffen worden seien. Die Werft habe zudem im Vorfeld eine Genehmigung erhalten.
Laut staatlicher Aufsichtsbehörde habe jedoch der Schiffseigner das Verfahren gemäß Verordnung (EG) Nr. 1013/2006 über die grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle nicht durchgeführt. Das sei kein Versäumnis der Werft, sondern liege in der Verantwortung des Schiffseigners. Solche Verfahren würden in der Regel vom Agenten des Eigners abgewickelt und seien nicht Bestandteil des Werftvertrags.
Geplante Asbest-Entsorgung in Deutschland
Nach Angaben der Werft sollen die asbesthaltigen Abfälle in Deutschland entsorgt werden. Dafür seien Genehmigungen in Kroatien, Slowenien, Österreich und Deutschland nötig, um den legalen Transit und die Entsorgung am Zielort zu ermöglichen.
Brodosplit widerspricht Berichten über 350 Tonnen Abfall. Es handele sich um rund 350 Tonnen asbesthaltiger Platten, wie sie bei Schiffen vor 2001 üblich seien. Geplant sei die Entfernung nur eines Teils davon. Die Arbeiten haben bislang noch nicht begonnen.
Noch keine Angaben zur Zukunft des Schiffes
Die 1975 in Lübeck gebaute Fähre war unter Namen wie „Scandinavian Star“ und „Prince of Scandinavia“ jahrzehntelang in Nordeuropa unterwegs. 2003 übernahm Moby Lines das Schiff als „Moby Drea“. Im Sommer 2024 fuhr sie zuletzt zwischen Genua und Olbia, lag anschließend in Genua auf. Ein geplanter Abwrackverkauf wurde verworfen. Neuer Eigentümer ist Davide Prestopino, Chef des Yachtbunkerunternehmens Med Fuel. Zur weiteren Nutzung äußerte er sich bisher nicht. (ce/mcw)