
Blick auf den Hafen von Frederikshavn: Die Fläche im Vordergrund bietet sich für den Bau der geplanten Marinewerft an.
Foto: Eckardt
Werftneubau in Frederikshavn: Dänemark stärkt seine Marinekapazitäten
Dänemark baut eine neue Marinewerft in Frederikshavn als Antwort auf die geopolitische Herausforderungen. Mit dem Großprojekt will das Land seine Marine und seine Schiffbaukompetenz stärken sowie hunderte Arbeitsplätze schaffen.
Auch in Dänemark soll massiv in die Verteidigung und in den Neubau von Kriegsschiffen investiert werden, da die bestehende Flotte technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Hierzu soll eine neue Marinewerft gebaut werden und verschiedene dänische Standorte waren dafür im Gespräch, so unter anderem Lindö und Esbjerg. Doch nun ist die Entscheidung auf Frederikshavn im Norden von Jütland gefallen.
Die Hafenstadt ist seit über 45 Jahren Partnerstadt von Bremerhaven und verfügt mit ihrem 135.000 Quadratmeter großen Hafengelände bereits über zwei Werften sowie einen der beiden wichtigsten Marinestützpunkte des Landes mit rund 1.300 Beschäftigten.
Frederikshavn als strategischer Standort
Die neuen Marineschiffe sollen in einer Halle auf dem Hafengelände produziert werden, die im Besitz des dänischen Staates bleibt, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen stellte den Plan kürzlich der Öffentlichkeit vor. Vorgesehen ist, dass vorgefertigte Teile aus Dänemark zur neuen Werft transportiert und dort zu kompletten Schiffen montiert werden. Die Standortentscheidung könnte der Region Nordjütland mehrere hundert neue Arbeitsplätze bringen, wie Poulsen betonte.
Der Werftbau ist Teil eines umfassenden Flottenplans zur Beschaffung von 26 neuen Schiffen für die dänische Marine. „Obwohl Dänemark eine große Seefahrtsnation mit stolzer Tradition in Schifffahrt und Schiffbau ist, verfügen wir derzeit nicht über Werften, die größere maritime Kapazitäten aufbauen oder montieren könnten“, sagte der Verteidigungsminister. „Die neue Anlage folgt dem politischen Ziel, Militärschiffe in Dänemark zu bauen, das wir im Frühjahr im Teilabkommen über einen Marineplan vereinbart haben.“ Genauere Angaben zum Zeitplan und Standort innerhalb des Hafens stehen noch aus.
Politischer Kurs: Eigenständiger Schiffbau
Die neue Marinewerft soll über die erforderliche Infrastruktur für den Bau großer Kriegsschiffe verfügen. Ein Entscheidungsrahmen soll dazu beitragen, Zeit, Kosten und technische Risiken unterschiedlicher Bau- und Managementmodelle zu analysieren, bevor eine endgültige Strategie beschlossen wird. Die Wahl des Standorts basiert auf militärischen und logistischen Gutachten. Die Nähe zum bestehenden Stützpunkt erleichtert die Integration von Erfahrungen aus dem Schiffsbau in den späteren Betrieb und die Wartung.
Zeitgleich hat das dänische Parlament rund 3,4 Milliarden DKK – etwa 460 Millionen Euro – für einen sogenannten Überwachungspool bereitgestellt. Ziel ist es, die Aufklärungs- und Reaktionsfähigkeit Dänemarks zu stärken. Geplant sind unter anderem Investitionen in Satellitenkapazitäten und geografische Überwachungssysteme. „In einer Welt, in der sich die Sicherheitslage täglich verändert, ist es entscheidend, dass die Streitkräfte die Fähigkeit und die Möglichkeit haben, Schritt zu halten“, fügte Poulsen hinzu.
Maritimes Cluster mit etwa 130 Unternehmen
Frederikshavn zählt rund 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner in der gesamten Gemeinde und ist traditionell eng mit dem Meer verbunden. Das maritime Cluster wächst weiter und umfasst derzeit etwa 130 Unternehmen. Sie sind unter anderem in der Schiffsreparatur, Cleantech und Greenshipping, dem klassischen Hafenbetrieb sowie der Fährwirtschaft tätig. Die neue Werft dürfte diesen Bereich zusätzlich stärken. (ce/mcw)