Altländer wird Opfer eines Millionen-Betrügers - Firmengründung als Happy End

Altländer wird Opfer eines Millionen-Betrügers - Firmengründung als Happy End

Sein Freund betrog ihn, die Justiz versagte. Ihm drohte der Verlust eines Vermögens: Der Altländer Unternehmer Florian zum Felde hat ein beispielloses Drama erlebt. Doch jetzt bahnt sich ein Happy-End an, in Stade will er durchstarten.

Ein Happy End nach Millionenbetrug?

Altländer wird Opfer eines Betrügers und will jetzt mit einem Möbelgeschäft neu durchstarten

„Hass empfinde ich nicht, eher Mitleid“, sagt der Unternehmer Florian zum Felde (36). Der Altländer ist auf einen Hochstapler hereingefallen - einen vermeintlichen Freund. Der aus dem Alten Land stammende, spielsüchtige IT-Experte Daniel S. hatte das Konto seines gemeinnützigen Arbeitgebers, des DRK in Berlin, geplündert und sich am 3. November 2023 um 15.40 Uhr 1,6 Millionen Euro auf sein Gehaltskonto überwiesen. Zuvor hatte er das Passwort einer Kollegin über ein von ihm installiertes Programm ausgespäht und aufgehoben.

Das geht unter anderem aus der Anklage- und der Urteilsschrift sowie Beschlüssen und Schriftsätzen von Staatsanwaltschaft beziehungsweise Landgericht hervor, die dem TAGEBLATT vorliegen. Auch der Sender RBB sowie die Tageszeitungen B.Z., Berliner Zeitung, Bild und Tagesspiegel hatten über den Kriminalfall Daniel S. berichtet.

Daniel S. lieh sich Geld - auch bei Florian zum Felde

Er steckte in großen finanziellen Schwierigkeiten. Der frühere IT-Experte der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude arbeitete als Bereichsleiter Medizin- und Informationstechnologie der DRK-Kliniken.

Nebenbei betrieb er Daytrading an der Börse und verlor dabei viel Geld. Immer wieder habe er sich hohe Summen bei Freunden und Bekannten geliehen - auch bei Florian zum Felde. Daniel S. brachte sogar seine eigenen Adoptiveltern im Alten Land um Haus und Hof.

Krimineller Bekannter reißt Florian zum Felde mit in den Abgrund

Das Landgericht Berlin verurteilte Daniel S. im März dieses Jahres schließlich zu einer Gefängnisstrafe. Wegen Computerbetrugs soll er für drei Jahre und drei Monate in Haft. Er ist geständig, hat aber Revision eingelegt. Sein Anwalt will einen Freispruch erreichen. Mittlerweile lebt Daniel S. in Nordrhein-Westfalen.

DRK-Mitarbeiter waren ihm auf die Schliche gekommen. Im November kam es zu Hausdurchsuchungen in Berlin und im Alten Land, Daniel S. wurde festgenommen. Die Ermittlungen gegen den vermeintlichen Freund rissen den Unternehmer Florian zum Felde unverschuldet mit in den Abgrund.

Ermittler unterstellen zum Felde Geldwäsche und frieren sein Vermögen ein

Die Staatsanwaltschaft Berlin warf ihm Geldwäsche vor, das Amtsgericht Tiergarten erließ einen Arrestbeschluss. Auch sein Vermögen wurde eingefroren.

Zum Feldes Anwalt, der Hamburger Strafverteidiger Mathias Schult, forderte die Staatsanwaltschaft Berlin wenige Tage nach der Aktion auf, die Ermittlungen gegen ihn mangels hinreichenden Tatverdachts einzustellen und den Vermögensarrest aufzuheben. Der Anwalt verwies auf Chatnachrichten und Kontoauszüge.

Doch Daniel S. hatte zum Felde nach dem Plündern des DRK-Kontos ein Darlehen von 600.000 Euro inklusive Zinsen zurückgezahlt. Das machte ihn verdächtig. Die Ermittler unterstellten dem 36-Jährigen Geldwäsche.

Beide wollten Fernsicht zum Wellness-Resort machen

Zum Felde hatte mit Daniel S. geplant, das Dorfgemeinschaftshaus in Grünendeich zu kaufen. Sie wollten aus dem 1890 erbauten Traditionslokal ein Wellness-Resort mit Swimmingpool und Tiny-Houses im Garten machen. Auch ein Ski-Resort in den Karpaten war im Gespräch. Doch der IT-Experte behauptete, dass sein Geld noch gebunden sei. Florian zum Felde streckte seinem Geschäftspartner das Geld deshalb im Sommer 2023 vor. Letztlich zerschlug sich das Altländer Projekt. Der Gemeinderat sprach sich für ein Pflegeheim aus, das allerdings bislang nicht realisiert worden ist.

Daniel S. legte Florian zum Felde und dessen Anwalt unter anderem Nachweise für Immobilien und ein Jahreseinkommen von 330.000 Euro vor. Er kündigte sogar an, dass die gemeinnützigen DRK-Kliniken als Bürge bereitstehen. Im Herbst forderte zum Felde das Geld schließlich zurück, er hatte ein Haus für sich und seine Freundin gekauft und benötigte das Geld. Die Rückzahlung sollte zum 15. Oktober erfolgen, doch Daniel S. zahlte erst nach mehrfacher Aufforderung. Er erfand immer neue Lügen. Banken, Schufa und Finanzamt waren angeblich verantwortlich für die Verzögerung.

Landgericht Berlin rehabilitiert vollumfänglich

Dann wurde Daniel S. in Arrest genommen. Das Immobiliengeschäft drohte zu platzen. Hinzu kam: Auch Mobilfunkgeräte und Laptop waren beschlagnahmt worden. Um die Ermittlungen zu beschleunigen, hatte Florian zum Felde den Polizisten sogar die PIN gegeben.

Laut Anklage sagte er den Ermittlern bereits bei der Durchsuchung, dass sich die Vorwürfe in Luft auflösen werden, er habe nichts zu verheimlichen. Doch dann tat sich lange nichts.

Die Akte Florian zum Felde verschwand für Wochen unbearbeitet in der Schublade der Berliner Justiz - trotz wiederholter Schreiben, Beschwerden und Verzögerungsrügen seines Anwalts. Jurist Mathias Schult spricht von „kafkaesken Zügen“. Die Sichtung der Whatsapp-Verläufe hätten seinen Mandanten sofort entlastet. Ende Januar 2024 wurde Anklage erhoben. Es sollte sieben Monate dauern, bis die 600.000 Euro endlich freigegeben wurden.

Erst am 5. April rehabilitierte das Berliner Landgericht Florian zum Felde in einem zehnseitigen Beschluss vollumfänglich. Zum Felde sagt: „Ich hätte meinen Glauben in die Justiz verloren, wenn Daniel S. nicht verurteilt und ich nicht rehabilitiert worden wäre.“

Zum Felde startet mit neuem Unternehmen durch

Das Einfrieren seines Geldes habe ihn auch in seiner Tätigkeit als Unternehmer eingeschränkt. Nachdem er Ende 2022 aus seinem alten Obstkisten-Unternehmen ausgestiegen war, wollte er - seine Freundin Dzvenyslava „Dzwina“ Diichuk stärkt ihm den Rücken - etwas Neues „jenseits vom Online-Massengeschäft“ aufbauen. Die Idee: ein Geschäft für hochwertige, handgefertigte Möbel. Stationär.

„Ein Handwerker baute mir Eichentische aus einem alten Holzhaus“, erzählt zum Felde, der die Möbel von 30 Partnerbetrieben in der Ukraine fertigen lässt. Mit einem Konfigurator können Kunden aus Obstkisten ihre Möbel nach Maß selbst designen.

„Holzrepublik Stade“ eröffnet am Sonnabend

Das Justiz-Drama scheint jetzt ein gutes Ende zu nehmen: Sein Laden „Holzrepublik Stade“ wird am Sonnabend, 11. Mai, 10 Uhr, auf dem Wolff-Gelände in der Altländer Straße eröffnet. Wolff-Geschäftsführer Volker Kleenlof freut sich über einen zusätzlichen Magneten auf dem Gelände des Bau- und Gartenmarktes an der Altländer Straße.

Übrigens: Auf seinen Laptop und seine Mobiltelefone „mit wichtigen Geschäftskontakten“ wartet er noch immer. Die Berliner Behörde klagt über Arbeitsbelastung.

Blick in das Möbelhaus auf dem Gelände des Garten- und Baumarktes Wolff in der Altländer Straße in Stade.

© Vasel

Blick in das Möbelhaus auf dem Gelände des Garten- und Baumarktes Wolff in der Altländer Straße in Stade.

Aus der Traditionsgaststätte „Zur Schönen Fernsicht“ in Grünendeich wollten sie ein Wellness-Resort machen - mit Swimmingpool im Saalbereich und Tiny-Houses im Garten.

© Vasel

Aus der Traditionsgaststätte „Zur Schönen Fernsicht“ in Grünendeich wollten sie ein Wellness-Resort machen - mit Swimmingpool im Saalbereich und Tiny-Houses im Garten.

Ihr Autor

Björn Vasel

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Erstellt:
12.05.2024, 19:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 57sec

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