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Der Bremerhavener Hautarzt Dr. Volker Meyer will im Fall einer Impfpflicht-Verlängerung lieber auswandern, als sich impfen zu lassen. Er hat schlechte Erfahrungen gemacht.
Flucht vor der Impfpflicht
Ärztemangel ohne Ende, und jetzt könnte noch ein weiterer Mediziner Bremerhaven verlassen: Hautarzt Volker Meyer müsste gehen, falls die Corona-Impfpflicht bleibt. Grund ist sein persönliches Schock-Erlebnis nach der Impfung. Was ist ihm passiert?
Bleibt die einrichtungsbezogene Impfpflicht über den 1. Januar hinaus bestehen, bedeutet das für Hautarzt Dr. Volker Meyer und seine Familie wohl den Gang ins Exil. Er müsste Bremerhaven verlassen. „Dann würden wir vermutlich ins Ausland ziehen müssen“, sagt der Mediziner, der persönlich sehr schlechte Erfahrungen mit der Corona-Impfung gemacht hat. Die Patienten würde das hart treffen, da der Hautärztemangel ohnehin schon groß ist.
Meyer erzählt seine Geschichte: Nach seiner Impfung verschlimmerte sich sein allergisches Asthma massiv: „Früher hatte ich ein bis zwei Wochen im Jahr ein bisschen Asthma. Ein bis zwei Tage nach der Impfung im Frühjahr letzten Jahres bekam ich sehr heftige und lang anhaltende Beschwerden.“ Er erkrankte später an Corona und ließ sich kein weiteres Mal impfen.
Sein Vater stirbt an einem Herzinfarkt
Wenig später traf es seinen Vater, der vier Wochen nach der zweiten Biontech-Impfung im Alter von 78 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb: „Direkt nach der Impfung klagte er über heftige Asthmaanfälle, die man rückwirkend betrachtet eher als Vorboten des Herzinfarktes einordnen muss.“
Auch Meyers Schwiegermutter bekam nach der zweiten Impfung Herzbeschwerden: „Sie erkrankte an einer Herzmuskelentzündung“, sagt der Arzt. „Der Zusammenhang zur Impfung ist von einem Kardiologen bestätigt worden. Auch bei meinen Patienten habe ich Nebenwirkungen nach der Impfung festgestellt. Häufig verschlechtern sich schon vorhandene Krankheitsbilder.“
Aus seiner Sicht sind das ein paar Zufälle zu viele. „Aber beweisen kann man das natürlich nicht“, sagt er. Trotzdem hat er persönlich nicht mehr genug Vertrauen, um sich impfen zu lassen. Von der Impfpflicht hält er daher nichts. „Wir sollten hohe Maßstäbe an die Impfung legen“, sagt er. „Bei der derzeitigen Corona-Variante ist ja auch kein Fremdschutz mehr gegeben.“ Meyer verweist auf eine Schweizer Herzstudie. Die kommt zu dem Ergebnis, dass der Booster bei drei Prozent der Studienteilnehmer leichte Veränderungen an den Herzmuskelzellen bewirkte.
So viele Verdachtsfälle gab es nach der Impfung
Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts wurden zwischen Dezember 2020 und Juni 2022 in Deutschland etwa 182,7 Millionen Corona-Impfungen vorgenommen.
„Dem Paul-Ehrlich-Institut wurden in demselben Zeitraum 323.684 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen gemeldet“, teilt Pressesprecherin Carola Lübbing-Raukohl mit. Das sind 0,18 Prozent. Im Sicherheitsbericht des Instituts heißt es, dass sich darunter 1.935 Verdachtsfallmeldungen einer Herzmuskel- und/oder Herzbeutelentzündung nach einer Impfung mit dem Comirnaty-Impfstoff von Biontech und 566 nach einer Impfung mit dem Spikevax-Impfstoff von Moderna befanden.
„Insgesamt 539 Meldungen über den Verdacht einer Myo-/Perikarditis (Herzmuskel-/Herzbeutelentzündung, Anm. d. Red.) wurden nach mRNA-Booster-Impfung berichtet, darunter fünf Fälle einer Myo- und/oder Perikarditis nach zweiter Booster-Impfung“, heißt es in dem Bericht weiter.
Corona-Impfpflicht ist sehr umstritten
Die Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen ist sehr umstritten. Sie gilt seit dem 15. März bundesweit. Arbeitnehmer, die in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern arbeiten, mussten sich bis zu diesem Zeitpunkt gegen Covid-19 impfen lassen. Ansonsten drohte ihnen ein Arbeitsverbot. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht für Menschen in Gesundheitsberufen läuft am 1. Januar 2023 aus. Ob sie anschließend verlängert wird, ist unklar. Mehrere Länder fordern das Aus. Bei der Durchsetzung der Impfpflicht gab es zuletzt viele Lücken.
Magistratssprecherin Laura Bohlmann-Drammeh sagt, dass die Einrichtungen und Arbeitgeber dem Gesundheitsamt in Bremerhaven bislang 267 Personen ohne ausreichenden Impfschutz gemeldet haben. „Bei 241 davon sind wir in der Phase der individuellen Prüfung, die restlichen 26 Fälle sind noch in einer Vorstufe“, so Bohlmann-Drammeh.
Es werde geprüft, ob die Meldepflicht durch eine laufende Phase der Genesung nach einer Infektion ausgesetzt werden müsse oder „ob die Personen bis zum Erreichen der Grundimmunisierung patientenfern eingesetzt werden können“. Ziel seien Lösungen, „die Personalnöte nicht verschärfen, aber gleichzeitig vulnerable Personen schützen“.
Bislang seien noch keine Betretungs- oder Tätigkeitsverbote ausgesprochen worden. Angesichts des Personalmangels im Gesundheitswesen befürwortet Meyer das sehr: „Die Impfpflicht ist ein krasser Eingriff in unsere Grundrechte. Insofern ist Bremerhaven damit sehr vernünftig und weitsichtig umgegangen. Ich glaube, dass die Geschichte den Verantwortlichen recht geben wird.“ Der Mediziner wünscht sich, dass Impfbefürworter und -gegner wieder einen Schritt aufeinander zugehen: „Das gegenseitige Anfeinden muss doch mal ein Ende haben.“