Steigende Kosten in allen Bereichen erschweren es den Reitvereinen, den Betrieb aufrechtzuerhalten - auch in Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven.

Steigende Kosten in allen Bereichen erschweren es den Reitvereinen, den Betrieb aufrechtzuerhalten - auch in Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven.

Foto: Oppitz/imago images

Sport

Das Wasser bis zum Hals: Die Zukunft vieler Reitschulen ist in Gefahr

11. März 2024 // 14:54

Schulpferde sind entscheidend, damit neue Menschen zum Pferd finden. Ohne vierbeinige Lehrer lässt sich das Hobby Reiten oder Voltigieren kaum verwirklichen.


In Deutschland gab es nach Angaben der Reiterlichen Vereinigung (FN) vor Corona rund 65.000 Schulpferde, nach der Pandemie waren es etwa 10.000 Schulpferde weniger. Die Hälfte aller Vereine hat Schulpferde, bei den Pferdehöfen sind es sogar 67 Prozent.

„Die Wartezeiten auf einen Reitstundenplatz lagen schon 2020 bei 4,4 Monaten und sind bestimmt eher länger als kürzer geworden, zusätzlich steht den Reitschulen durch die steigenden Kosten das Wasser bis zum Hals“, sagt Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung.

Reitschulen dienen als Fundament

Auch in Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven sind die Auswirkungen zu spüren. Hilfe soll das Projekt „100 Schulpferde plus“ der Reiterlichen Vereinigung bringen. „Reitschulen sind das Fundament des organisierten Pferdesports, sie leisten Nachwuchsarbeit und stellen den Pferdesport in Deutschland sicher“, sagt Ungruhe.

FN will die Reitbetriebe vielfältig unterstützen

100 neue Schulpferde für Vereine und Betriebe sollen finanziell bezuschusst werden. Das Plus steht dafür, dass darüber hinaus noch sehr viel mehr notwendig ist. Zu den ersten Maßnahmen gehören finanzielle Bezuschussungen von 20 Trainerausbildungen, 50 kostenlose Krankenversicherungen für Schulpferde, 100 kostenlose Eintragungen von Schulpferden als Turnierpferde.

Der FN-Hauptsponsor Agria unterstützt diese Aktion darüber hinaus, indem alle Vereine und FN-Mitgliedsbetriebe einen Schulpferderabatt in Höhe von zehn Prozent auf Pferdeversicherungen erhalten. Auch Zuschüsse für Futter, Ausrüstung und Gesundheitsvorsorge für die Pferde plant die FN.

Reitvereine ächzen unter dem Kostendruck

Für den Reitklub Loxstedt, ist das Programm der FN jedoch eher eine Nebelkerze. Mit 127 Mitgliedern ist der Verein zu klein. Und durch die steigenden Kosten ist der Schulpferde-Betrieb eigentlich nicht mehr tragbar. Wie schwer es ist, einen solchen Betrieb am Laufen zu halten, musste auch der RV Spaden erleben. 2021 wurde der Schulpferdebetrieb nach mehr als 30 Jahren eingestellt.

Elmlohe nimmt eine Sonderstellung ein

Eine Sonderstellung nimmt der Hof Marschalk-Pecksen ein. „Wir sind anders aufgestellt als andere Schulpferdebetriebe, da wir einen Stamm an Schulpferden haben, aber auch unsere Zuchtstuten dort mitgehen. Wir haben also größere Möglichkeiten durchzutauschen und müssen nicht nur ein paar Schulpferde voll auslasten, damit sich alles rentiert“, sagt Susanne Pecksen.

Der Hof lebt zudem davon, dass von den Reitschülern immer mal wieder jemand ein Pferd kauft. Der Hof verzichtete daher sogar bislang auf eine Preiserhöhung der Reitstunden. „Dann bezahlt es hier in der Region keiner mehr. Und wir wollen Reitsport nicht zum Elitensport werden lassen, sondern der breiten Bevölkerung zugänglich machen“, so Pecksen.